Tag der Flagge

Tag der Flagge.

Zum „Tag der Flagge“ brannte am Vortag die Jugend von Kerschbaum ein Höhenfeuer ab und die Ortskapelle Rainbach konzertierte am Ortsplatz. In den Fenstern brannte zum Gedenken an die Gefallenen zahlreiche Kerzen. Den „Tag der Flagge“ beging die Schuljugend mit einem Gottesdienst und einer anschließenden Feier im Schulgebäude. Als Vertreter der Behörden und Ämter war der Gemeindeausschuss mit Bürgermeister Fleischanderl, der Ortsschulausschuss, die Gendarmerie, eine Abordnung des Bahnhofes Summerau mit Herrn Vorstand Mittermayr anwesend. Die ehemaligen Lehrkräfte der Schule und eine kleine Zahl der Elternschaft hatten sich ebenfalls eingefunden, um sich mit den Lehrkräften der Schule und den Schulkindern im Gemeinschaftsempfang die Rede des Landeshauptmannes anzuhören. Anschließend führten die Schüler der 5. und 6. Klasse ein Weihespiel auf, das in dem Schwur der Jugend auf die Heimat ausklang. Die Hymnen schlossen die Feier. (Quelle: Mühlviertler Nachrichten vom 3. November 1955)

„1955, nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai, verordnete Unterrichtsminister Heinrich Drimmel, dass die Schulen am 25. Oktober den "Tag der Flagge" bzw. den "Österreichischen Unabhängigkeitstag" begehen sollten, wie aus den Forschungen des Historiker Gustav Spann zur Geschichte des österreichischen Nationalfeiertages hervorgeht. Dieser Tag war laut der im Staatsvertrag bestimmten 90- Tage- Frist jener, an dem der letzte alliierte Soldat Österreich verlassen musste. So lehrte man es Jahrzehnte später noch vielen Kindern: "Nationalfeiertag ist der Tag, an dem der letzte Soldat Österreich verlassen hat."

Ein Jahr nach Drimmels Verordnung, 1956, verschob die Regierung unter Beteiligung des damaligen ÖVP- Ministers das Datum um einen Tag. Weil am 25. Oktober ja noch alliierte Soldaten im Land sein durften, sei man erst am 26. Oktober "endgültig frei" gewesen. Als weiterer (und bis heute einziger offizieller) Grund wurde schon damals die Erklärung der immerwährenden Neutralität am 26. Oktober 1955 angeführt. Als Bezeichnung wählte man "Tag der Fahne".

Aktzeptiert wurde der neue Tag der Fahne aber erneut nicht wirklich. Zumal er kein echter Feiertag (Stichwort: arbeitsfrei) war und sich die Feierlichkeiten fast ausschließlich auf die Schulen beschränkten. Drimmel merkte 1961 an, dass Österreich "das einzige Land Europas ohne Nationalfeiertag" sei. 1965 strengten sich dann Abgeordnete von ÖVP und SPÖ für eine gesetzliche Verankerung eines Nationalfeiertages - erneut bewusst nicht "Staatsfeiertag" - an. Zur Diskussion standen damals der 15. Mai (Unterzeichnung des Staatsvertrages), der 12. November im Gedenken an die erste Republik, der 27. April (Unabhängigkeitsproklamation) und der 26. Oktober. Das Rennen machte der Tag im Oktober, dessen Beschluss nun einzig und allein mit dem Neutralitätsgesetz und nicht mehr auch mit dem Ende der Besatzung als Jubelgrund erklärt wurde.

Zwei Jahre blieb der Tag dann noch ein Arbeits- und Schultag, 1967 erkannte man, dass den Österreichern der Feiertag nur dann ins Bewusstsein gerufen werden konnte, wenn die Arbeit ruhen darf.“ (Quelle: http://www.krone.at)

Rainbach i. M.
1955
Verfasser

Quelle: Mühlviertler Nachrichten vom 3. November 1955
Quelle: http://www.krone.at

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