Ministrantendienst damals

Ministrantendienst damals.

Mit 9 Jahren wurde ich Ministrant, dieses Amt führte ich mit Freude und Stolz aus. Später wurde ich vom damaligen Kooperator Loidl sogar zum „Oberministranten“ befördert, der die Diensteinteilung für die übrigen Ministranten machen durfte. Da im Advent die „Roratesegenmessen“ schon um 6:30 Uhr waren, musste ich schon um 5:30 Uhr im Finstern von zu Hause weggehen, was oft bei Schneetreiben nicht ganz lustig war. Wir Ministranten bekamen als Lohn pro Messe 50 Groschen und ab und zu vom Pfarrer Ennsgraber eine Ohrfeige, wenn wir einen Fehler machten.

Streit unter den Ministranten gab es immer um die Seite, an der man beim Ministieren neben dem Geistlichen stand. Unter uns Ministranten herrschte nämlich die Meinung, dass die „Evangeliumseite“ (rechte Seite) ranghöher sei als die „Epistelseite“ (linke Seite).

Das Schuldbekenntnis (Conviteor) wurde von den Ministranten lateinisch kniend in gebückter Haltung gebetet und am Ende betete man „Laus tibi Christi“, das so mancher Ministrant auf deutsch übersetzte und mit folgendem Wortlaut betete: „Lausbua i fries di“. Gott sein Dank verstand unser damaliger Pfarrer Ennsgraber das nicht mehr, da er schon recht schlecht hörte.

Besondere Freude hatten wir beim Glockenläuten, das noch händisch gemacht wurde.
Im Turmhaus hingen drei Seile vom Gewölbe herunter, deren Dicke sich nach der Glockengröße richtete. 15 Minuten vor dem Beginn der Messe wurde „Zeichen“ (Zoacha) geläutet und knapp vor Beginn der hl. Messe an Wochentagen mit den zwei kleineren, an Sonntagen mit allen drei Glocken. Der größte Ministrant läutete die große Glocke. Das machte immer riesigen Spaß, denn wenn man sich geschickt anstellte, konnte man sich am Glockenseil bis zum Turmgewölbe in die Höhe ziehen lassen und beim Absenken des Seiles den anderen auf die Schulter springen.

Rainbach i. M.
1954
Verfasser

Karl Leitner (1941-2020), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

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