Kerschbaumer Dorflitanei

Kerschbaumer Dorflitanei.

In den 30-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in Ortschaften der Gemeinde Rainbach beim gemütlichen Beisammensein der Jugend Verse über jedes Haus der Ortschaft gedichtet und dann vorgetragen. Diese Reime wurden „Dorf-Litanei“ genannt. Von den Ortschaften Summerau, Sonnberg und Kerschbaum ist auch noch der ungefähre Wortlaut bekannt. Sie sind in Mundart verfasst. In Kerschbaum erinnert man sich, dass der „Koarnmüller Willi“ (Etzlstorfer) die Dorflitanei sogar gesungen hat. Geschichtlich interessant ist, dass alle damaligen Häuser mit Hausnamen der Reihe nach erwähnt sind: In Kerschbaum die nördlichen Häuser im Westen beginnend und dann die südliche von Osten nach Westen. Bei so manchem Reim erfährt man auch etwas Interessantes über das jeweilige Haus oder die Hausbewohner. Wie bei einer Sage ist auch ein Teil historisch Wahres enthalten. Diese Litanei hat man dann aufgeschrieben und die Buchstaben in Holz gebrannt. Im Gasthaus Kohlberger hängen die hölzernen Tafeln der Kerschbaumer Dorflitanei, die wir hier wiedergeben wollen:

Da Naznbau is Burgamoasta,
da Gei is net recht a Foasta,
da Iagmichi is a Hümmibau,
da Pramhofer bet eahm e schau drau,
da Reschbeda hätt sei Weib boid daschlogn,
da Kreiner hod a seine ban Krogn,
dem Koiberger is s´Ross verreckt,
da Kobölla hot si a recht geschreckt,
ban Fleischanderl hams a oidbauds Haus,
da Wogner Koarl schmiert eam d Luckan aus,
ban Fuchs hams a hawi Kotz,
de hot in Ruadaschtorfa in d´Noasn grotzt,
da Schwoatz hod an laungen schwoaf,
da Berghans tuat glei drauf an Schoas,
ban Ottensamer geht da Wind,
ban Friasnecker holts a Kind,
da Haiböck hod an zrissna Schuah,
da Schuasta Hansl flickt eahm d Licka zua,
da Schneida hod a laungi Nodl,
und sticht in Prem ins Wodl,
da Pedanhans hod a grossi Nos,
da Nowak schliaft ins Budfoss,
ban Deanstl is a betlads Haus,
da Kobölla hod scheini Menscha z´Haus,
da Jaga hot a Schtum fui Kina,
da Jobst sogt, des is net des Schlimma,
ban Dabid hand recht grossi Leit,

da Stumbau hod mit sein Gwesat a recht a Fred,
da Godl is a orma Mau,
da Wolkschmied tiat eahm ois davau,
ban Stoffi wornd de Buam a weng rau,
da Kohel hod kod a bravi Frau,
da Traxler hod a Märzenbier,
da Gstöttenmoar kann nix dafiar,
da Schmied is a schwoaza Maun,
d´Hanusch Nani hod eam Zaung davau,
da Wogna mocht a Radl,
da Hölla sticht a Fadl,
da Nöbau hod an grossn Bearn,
da Pöchinga mechtn a recht gern,
da Koarnmüna bricht zwao Fensta glei,
da Resinga hod eh a Gloserei,
da Suibau hod in Schümmi gearn eingspaunt
und Mostbäurin hod umizaunt,
des ist a grossi Sau,
sogt das Jankabau,
da Dreiling hod a a Kraumerei,
do steht da Presslmoar dabei,
da Grossbeck hod a grossi Hullastaun
und da Pflega hod is boi fui Raun,
ban Bedan haums a Stubm fui Buam,
da Schlecht is a oida Suam,
ban Oppenauer hamd a sien,
do sitzt d´ Naznbaun Klara drin.

Kerschbaum
1934
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

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