Winter bei uns auf dem Bauernhof

Winter bei uns auf dem Bauernhof.

Im Winter stand neben der üblichen Arbeit am Hof vor allem die sehr schwere Waldarbeit an. Das Fällen und Ablängen von Bäumen im oft tief verschneiten Wald erfolgte mit der Zugsäge. Brennholz und Reisig waren händisch auf den Anhänger zu laden und abends nahm man jeweils eine Fuhre mit nach Hause. Schnittholzbloche wurde in Langstämmen „ausgezogen“ und am Waldrand für die Verladung im Frühjahr zwischengelagert. Aus einem Teil des heimgefahrenen Holzes wurde dann Schleifholz (geschälte 1m lange Holzstücke) gemacht und verkauft. Der Hausopa fertigte im Winter in der warmen Stube „Schwingen“, Körbe, Rutenbesen und Holzschuhe. Die Hausoma arbeitete im Winter oft am Spinnrad. „Stricke“ (kurze Seile) wurden fallweise selbst angefertigt.

An kalten Wintertagen war es in den Schlafräumen eiskalt; mit Eisblumen am Fensterglas und Rauhreif an den Zimmerwänden. Mama hatte ihre liebe Not das feucht werdende Bettzeug immer wieder trocken zu bekommen. Nebst im Ofenrohr vorgewärmter Ziegelsteine gab es auch Wärmeflaschen aus Gummi mit heißem Wasser als Inhalt, um das zu Bett gehen zu erleichtern. Die einzigen geheizten Räume im Haus waren die Küche und die Stube. Mit dem Sparherd in der Küche und dem „Eisernen Ofen“ in der Stube waren diese beiden Räume tagsüber warm gehalten. Kranke durften in der davon auch nachts doch halbwegs warmen Stube schlafen. Der „Eiserne Ofen“, der mit seiner langen Ofenröhre möglichst mittig in der Stube stand, wurde mit Holzscheiten und getrockneten Fichtenzapfen beheizt, später dann mit Kohle-Briketts.

In langen, strengen Wintern herrschte oft Wasserknappheit. Trinkwasser für die Tiere holte man dann aus einem noch wasserführenden Bach. Mit Schöpfeimern wurde es dazu in Holzfässer auf dem Anhänger geschöpft so nach Hause gefahren.

Ebenfalls im Winter erfolgte der Getreidedrusch mit der Dreschmaschine. Die am Vortag auf der Tenne aufgestellten und eingerüstete Ortschaftsdreschmaschine war mit einem Elektromotor angetrieben. Dazu mussten meist die elektrischen Sicherungen mit Draht stärker abgesichert werden. Wenn im Dorf mehrere Dreschmaschinen liefen, gab das Stromnetz nicht mal mehr genug Strom für ein Bügeleisen.

Summerau
1960
Verfasser

Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

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