Weihnachten auf unserem Bauernhof

Weihnachten auf unserem Bauernhof.

Am Heiligabendtag wurde nach dem Aufstehen gleich das letzte Türchen am Adventkalender geöffnet. Für uns Kinder war das immer ein ganz besonderer Tag. "Hoffentlich hatte das Christkind unsere Wunschzettel erhalten!" Nachmittags gingen wir Kinder von Summerau zu Fuß zur Kindermette nach Rainbach. Wieder zu Hause roch es im Haus schon nach Tannenreisig. Mama hatte in der Zwischenzeit die Weihnachtsgrippe aufgebaut und den zerlegten Adventkranz im Stubenofen verheizt. Daher auch der herrliche Geruch.

Abends gab es dann meist Bratwürstel. Danach hatten die Eltern noch die Stallarbeit zu erledigen. Und bis sie damit fertig waren, mussten wir Kinder, unter Aufsicht der Oma, nochmals sauber die Stube aufräumen. Danach warteten wir voller Vorfreude in der Küche auf die Bescherung, auf das Christkind. Aber erst wenn eine kleine Glocke läutete, durften wir in die Stube. Hier stand dann der Christbaum mit den brennenden Kerzen und den Spritzkerzen. Der Baum war mit Zuckerringen, in Seidenpapier eingewickelten Stollwerken, Schokoladefiguren, eingewickelten Schokoladefläschchen, bunten Glaskugeln und roten Kerzen geschmückt. Und unterm Baum lagen endlich die sauber in Weihnachtspapier eingepackten Geschenke. Zuerst wurde aber noch vor der Weihnachtskrippe gebetet und gesungen. Dann endlich verteilte die Mutter die Geschenke, die wir hastig auspackten. Sehr viel Freude hatten wir mit den vom Vater angefertigten Holzspielsachen. Aber auch mit selbst gestrickten Socken, Fäustlingen und Pullovern. Besonders freute ich mich auch über ein neues Vorderrad für meinen kaputten Tretroller, oder meine ersten, gebrauchten Schier und über eine Spielzeugeisenbahn Marke „Kleinbahn“, die uns Opa von dem Geld, das er für das Anfertigen von Holzkisten verdient hatte, gekauft hatte. Nach der Bescherung spielten dann wir Kinder mit den neuen Spielsachen. Die Frauen saßen beim Ofen auf dem Sofa und die Männer am Stubentisch. Mama brachte da immer noch eine Schüssel mit wunderbaren Orangen. Damals eine seltene Köstlichkeit. Später gingen wir meist mit den Eltern nochmals in die Kirche zur Mitternachtsmette.

Summerau
1965
Fotos
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Johann Losing bekam als Weihnachtsgeschenk seine ersten Schier. Ob in der Schachtel für seinen Bruder Hubert eine Eisenbahn drinnen war? - Auf dem Bild sind noch die Eltern und Großeltern der beiden Buben. - Bildleihgeberin: Stefanie Lonsing, Summerau Unterort, 4261 Rainbach i. M.
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Hubert Lonsing erhielt zu Weihnachten 1960 seinen ersten Dreiradler. - Bildleihgeberin: Stefanie Lonsing, Summerau Unterort, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

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