Wäschewaschen in meiner Kindheit

Wäschewaschen in meiner Kindheit.

Von einer Schicht-Seife oder einer Hirsch-Seife hat unsere Mutter ungefähr 30 ganz feine Plättchen herunter geschnitten, weil das vielleicht billiger war als Soda. Diese hat sie zum Wasser ins Wäschehäfen gegeben, in dem die dreckige Wäsche lag, damit sie den Schmutz der dreckigen Wäschestücke beim Auskochen auf dem Herd besser lösten.

Nach einiger Zeit hat die Mutter die Wäsche heraus genommen und sie dann in einen Waschtrog gegeben, in einen Holztrog. Nun hat sie diese auf einer "Waschrumpel" geschrubbt. Das war ein hölzernes Brett mit Rillen, die eingehobelt waren, oder ein hölzerner Rahmen mit einem welligen Blech. Die Wäsche wurde dabei mehrmals umgedreht.

Dann hat man sie im Bach, wenn einer in der Nähe war, geschwemmt. Das haben wir Buben sogar oft machen müssen. Wir sind zum Labach hinuntergegangen. Da war schon ein Brett gerichtet zum Daraufknieen, damit man besser zum tiefen Wasser reichte. Da hat man die einzelnen Wäschestücke ausgeschwemmt. Das Bachwasser ist vorbei geronnen und dadurch ist die Wäsche immer sauberer geworden.

Dann erst ist die Wäsche auf die "Ploacha" gekommen. Dabei wurde sie auf einem Wiesenstück, auf dem das Gras abgemäht war, aufgelegt ("aufbroat"), einzeln nebeneinander. Da hat man sie tagtäglich ein paarmal gespritzt, bei schönem Wetter natürlich. Mit einem Spritzkrug hat man gespritzt und die Sonne hat die Wäsche gebleicht. So ist die Wäsche "blia"-sauber geworden. Wer sie am längsten und am besten gebleicht hat und am meisten gespritzt hat, der hat die schönste Wäsche bekommen. Da waren die Frauen besonders stolz darauf. Beim Bleichen musste die Wäsche mehrmals umgedreht werden. Da hat es oft geheißen: „Wäsche umdrehen gehen!“ Das haben immer wir Kinder machen müssen. In der Früh ist sie hinausgekommen auf die "Bloacha", musste aufgelegt und am Tag mehrmals gespritzt werden. Dieselbe Wäsche wurde oft mehrere Tage zum Bleichen hinausgelegt, oft zwei oder drei Tage.

Dann wurde sie manchmal auch noch zum Trocknen aufgehängt. Dann erst konnte die Wäsche gebügelt werden.

Von 1996 bis 2008 gab es bei uns in Rainbach i. M. ein Wäschepflege-Museum, das unser Verein aufbaute und betreute. Der damalige Museumsleiter Helmut Knogler verfasste eine „Geschichte der Wäschepflege“, die man hier im Internet nachlesen kann. (Färbigen Text anklicken!)

Labach
1930-1939
Fotos
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Labach Nr. 8 - Die Mutter von Herbert Gruber begießt die auf der Wiese aufglegte Wäsche mit Wasser, um diese zu bleichen. - Bildleihgeber: Herbert Gruber, Summerauer Str. 35, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Aufgeschrieben von Helmut Knogler nach einem Interview mit Herbert Gruber (geb. 1930), Summerauer Str. 35, 4261 Rainbach i. M.

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