Traditionelle Eisstockturniere in Summerau

Traditionelle Eisstockturniere in Summerau.

Wie in unserer Dokumentation „In Summerau hat Eisstockschießen eine jahrzehntelange Tradition“ erzählt, wird in Summerau seit zumindest den 1920er Jahren Eisstock geschossen. Von 18 Stockwettbewerben, die es in dieser Zeit im Ort gab, beziehungsweise noch gibt, sind Aufzeichnungen vorhanden. Ein Großteil davon wurde längere Zeit ausgetragenen. Basierend auf diese Niederschriften und auf Gespräche mit einigen Beteiligten, möchten wir hier diese 18 benannten Wettkämpfe auf Eis vorstellen:

„Dorf gegen Bahnhof“
Schon vor 1950 gab es auf der Eisbahn laufend Wettkämpfe zwischen dem „Dorf Summerau“ und dem Ortsteil Bahnhof. Lange Zeit traten die beiden Ortsteile ja oft gesellschaftlich und kulturell getrennt auf. Da war das traditionelle Dorf und auf der anderen Seite der doch „etwas andere“ Bahnhof mit den Bahnbediensteten. Jeder hatte sein Wirtshaus mit Tanzbällen und Gartenfesten, jeder hatte eine Feuerwehr und sogar einen Maibaum hatte jeder. Aber natürlich gab es auch immer Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel die regelmäßigen Eisstockpartien „Dorf gegen Bahnhof“. Mit dem Rückgang der Bediensteten am Bahnhof ist aber auch dieser „Wettstreit“ verschwunden.

„Dorf gegeneinander“

1975 hatte Summerau bereits mehr als 200 Hausnummern. Daraus entstand die Idee des Eisstockschießens „Dorf gegeneinander“. Dabei spielten einige Jahre die Bewohner der Hausnummern 1 bis 100 gegen die Inwohner der Häuser Nr.101 und aufwärts. Noch im Jahr 1991 zeugen Aufzeichnungen von diesem Stockschießen, mit damals 36 Teilnehmern. Heute gibt es dieses Stockschießen nicht mehr.

„Stockzielschießen“

1976 errichtete die Freiwillige Feuerwehr eine Veranstaltungshalle mit Betonboden. Daraus ergab sich eine Möglichkeit, auch in der eisfreien Zeit in Summerau, dem Stocksport nachzugehen. Die 1978 gegründete „Stockschützengemeinschaft Summerau“ veranstaltete dann ab 1983 in dieser Halle das „Stockzielschießen“. Laut Aufzeichnungen wurde dieses Turnier jeweils vom 6. bis 30. März ausgetragen. Männer jeden Dienstag und Freitag ab 19:00 Uhr und sonntags ab 14:00 Uhr. Damen jeden Montag ebenfalls ab 19:00 Uhr. Ziel war ein am Boden aufgezeichnetes Feld mit Zentrumsmarke und drei konzentrischen Ringen. In diesem Feld waren auch fünf Stöcke platziert. Drei davon mussten so „hinausgeschossen“ werden, dass der eigene Stock im Feld blieb und auch kein anderer verschoben wurde. Nenngeld waren 10,- Schilling für sieben Schuss. In die Wertung kamen dann je sechs von diesen sieben Schüssen. Dabei konnten pro Serie maximal 51 Punkte erreicht werden. Beim letzten Zielschießen im Jahr 1992 nahmen 28 Herren und 12 Damen teil. Und es gab 40 Preise, vom Geschenkkorb um 1.000,- Schilling bis zum Jausenbrett aus Holz.

„Summerauer Eisenbahner – Aktive gegen Pensionisten“

Von diesem Eisschießen in der „Alten Bahn“ sind in den Unterlagen die zwei Jahre 1996 und 1997 mit jeweils 36 Teilnehmern ersichtlich. Geschossen wurde, wie bei vielen Turnieren, um einen Liter Bier und ein Essen.

„Drüber der Bahn gegen herüber der Bahn“
Ein Eisstockschießen mit der Teilungsgrenze Eisenbahnlinie, bei dem Damen und Herren teilnahmen. Eintragungen in den Unterlagen besagen, dass es in den Jahren 1999 bis 2005 dieses Stockschießen gab. Wobei die Jahre 2001, 2003 und 2005 zweimal ausgetragen wurde und 2002 nicht stattfand. 22 bis maximal 40 Eisschützen nahmen jedes Jahr an diesem lustigen Turnier teil. Als Gesamtergebnis ist fünf zu vier für die „Drüberen“ vermerkt.

„Biathlon-Schießen“
Das erste von vier Eistockwettschießen, die nur ein Jahr in den Unterlagen eingetragen sind. Bei diesem „Biathlonschießen“ im Jahr 2009 wurden beide Eisbahnen, die „Alte Bahn“ und der Eislaufplatz der Feuerwehrjugend, benützt.

„Die junggebliebenen Summerauer“

Auch dieses Stockschießen von 22 „älteren Semestern“, um Bier und Wurst, ist nur ein Jahr aufgezeichnet, nämlich 2011, in der „Alten Bahn“.

„Frühjahrskatzen gegen Herbstkatzen“

Ebenfalls eine spaßige Stockpartie. Diesmal von Damen, aufgeteilt in Frühjahrsgeborene und Herbstgeborene. Einmal, im Jahr 2014, in der „Alten Bahn“ vermerkt. Angeblich mit sehr guter Teilnahme.

„Pensionistenschießen“
Nach dem „Junggebliebenen-Schießen“ jetzt, 2015, der weitere Versuch in der „alten Bahn“, Pensnisten und Rentner zu gemeinsamen Stockpartien zu motivieren. Kein leichtes Unterfangen, da viele von ihnen so und so regelmäßig bei einigen anderen Stockpartien mitmachten.

„Eisschießen gegen Nachbarorte“

Seit jeher eingebürgerte Zusammenkünfte mit Nachbarorten auf dem Eis in Summerau und / oder in einem Nachbarort. Solche Partien werden mehrmals jährlich ausgetragen und oft mit einem Hin- und Retourschießen im jeweiligen Nachbarort. Auch hierbei geht es meist um Speis und Trank. In letzter Zeit sind jedoch diese Vergleichsschießen eher weniger geworden. Vielleicht auch deshalb, weil die wärmeren Winter keine so langen Eissaisonen mehr zulassen.

„Ortsmeisterschaft Herren“
Seit 1981 gibt es Aufzeichnungen von diesen jährlichen Stockpartien. 1982 bis 1997 wurde in die neu errichtete „Grenzlandhalle Summerau“ gewechselt und ab 1998 dann in die neue Stockhalle in Rainbach. Seit 2019 ist dieses, Ende März/Anfang April ausgetragene, Traditionsturnier jedoch durch die Corona-Pandemie unterbrochen. Seit 1981 konnten fünf verschiedene Moarschaften Siege davontragen. Die Besten, die Moarschaften Reisinger mit 14 Siegen und Weißenböck mit 11 Siegen.

„Ortsmeisterschaft Damen“
Auch diese Ortsmeisterschaft ist seit 1981 dokumentiert. Wie die Herrenmeisterschaft, dann 1982 bis 1997 in der „Grenzlandhalle Summerau“ und danach, bis 2019, ununterbrochen in der Stockhalle Rainbach. Und auch seit 2019 wegen Corona unterbrochen.

„Wurstschiessen“
Wenn es das Wetter zulässt, treffen sich jeden Freitag abends Stockbegeisterte in der „Alten Bahn“, um in zwei gewählten („zusammengestoßenen“) Moarschaften gegeneinander eine heiße Wurst auszuschießen. Dieses „Wurstschießen“ gibt es schon sein den 1980er Jahren.

Faschingausschießen“
Seit Jahren gibt es traditionell jeden Faschingsmontag in der „Halle Summerau“ einen Faschings Gschnas. Und seit 1979 wird dann immer am Dienstag, von meist maskierten Eisbahnbesuchern, in der „Alten Bahn“ der Fasching in Summerau „ausgeschossen“. Bis ins Jahr 2017 gibt es davon genaue Aufzeichnungen.

„Oberort gegen Unterort“

Das wohl legendärste Eisstockschießen in Summerau - mit bis zu 60 Teilnehmern. Laut Erzählungen dürfte „Oberort-Unterort“ seinen Ursprung noch vor dem 2. Weltkrieg haben. Definitiv sind seit 1942 die Ergebnisse niedergeschrieben und es wird jedes Jahr geschossen. Ausnahme ist die Corona-Pandemie. Detaillierte Aufzeichnungen dazu findet man dann ab dem Jahr 1979. Meist wird, wie auch oft bei den Damen, dabei gleich ein Retourschießen geplant. 2022 gibt es das Schießen „80 Jahre Oberort gegen Unterort“ – vielleicht erst im Dezember.
Derzeit ist der Ablauf wie folgt: Start 13:30 Uhr in der „Alten Bahn“, Dauer bis ca. 16:00 Uhr, jeder zählende Stock wird mit einem Punkt gerechnet, Verlierer zahlen das Essen und Sieger zahlen einen Liter Bier. Und seit 2005 ist die Grenze Oberort-Unterort der „Moaschneider-Weg“. Vorher war diese Grenze zwischen Kapl und „Schigl“. Ergebnis aus den oben angeführten 80 Jahren „Oberort gegen Unterort“ ist ein 52 zu 28 für den Unterort.

„Oberort gegen Unterort - Damen“
Ebenfalls ein langjährig ausgetragenes, großes Eisstockturnier im Ort. Für Frauen vielleicht das am längsten gespielte. Die Grenze zwischen Ober- und Unterort wird, nach jeweiliger Teilnehmerzahl, im Bereich „Schigl“ / Kapl / „Moaschneider“ festgelegt. Von diesem Turnier gibt es Aufzeichnungen von 1979 bis 2017. In diesem Zeitraum sind 47 Austragungen vermerkt. Grundsätzlich wird in den Wintermonaten Jänner und Februar geschossen, oft gleich mit einem Retourschießen. Es gilt, wie bei den Männern, Verlierer zahlen Essen und Sieger zahlen die Getränke. 1979 ging man als Ersatz kegelscheiben und im Jahr 1995 zweimal in die Halle. 1980, 1990-1994, 1996, 2002, 2007, 2014 gab es keine Wettkämpfe – oft wetterbeding und die letzten Jahre auch nicht wegen Corona. Bis 2017 steht es 26 zu 20 für den Oberort.

„Summerauer Verwandtschaftsturnier“
Dies ist nach Teilnehmerzahl das größte, regelmäßig veranstaltete, Eisstockturnier.
Seit 1992 treffen sich jedes Jahr einmal gemischte Moarschaften (Damen und Herren) aus Summerau, die verwandt sind, Nachbarn sind, oder gemeinsam wohnen. Da man bei der großen Teilnehmerzahl mehrere Eisbahnen braucht, wird seit je her auf dem Badeteich in Rainbach geschossen. Von 1992 bis 2020 wurde dieses „große Eisschießen“ neunzehnmal veranstaltet. Ausnahmen, meist aus Eismangel, die Jahre 1994, 1998, 2005, 2007, 2012, 2014-2019. Zum ersten Zusammentreffen im Jahr 1992 waren 22 Moarschaften mit gesamt 88 Teilnehmern gekommen. 2008 waren es sogar 29 Mannschaften mit 116 Personen. Seit Bestehen sind zu diesen Eisstockpartien insgesamt 37 verschiedene Moarschaften angeführt. 15 davon haben noch nie gewonnen. Beste ist die Moarschaft von Leitner Wolfgang mit sechs Siegen, gefolgt von der Moarschaft Traxler Rudolf mit fünf Siegen.

„Josefi-Eisstockschießen in Summerau“
Das wohl legendärste Eisstockturnier in Summerau. Die detailliert aufgezeichnete Geschichte des „Josefischießens“ werden wir in einem Folgebeitrag über das Eisstockschießen in Summerau erzählen.

Summerau
1950-1959
Fotos
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Ortsmeisterschaft Herren 1982
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Summerauer Verwandtschaftsturnier 1992
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Zielfeld Stockschießen - Fotos und Skizze Zielmarke: Ing. Johann Lonsing,  Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Ing. Johann Lonsing,
Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

Niederschrift nach Gesprächen mit Rudolf Traxler im Jahr 2022 und den dabei von der Stockschützengemeinschaft Summerau zur Verfügung gestellten Aufzeichnungen.

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