Stallarbeit in den 1950er Jahren

Stallarbeit in den 1950er Jahren.

Mit 12 -13 Jahren arbeiteten wir Kinder schon fleißig im Stall mit. Wasser wurde mit Blecheimern von hinten zu den Tieren getragen und in den Steinbarren geschüttet, ebenso wurde das „Gsott“ (geschnittenes Heu und Stroh) mit einem kleinen Korb (Fürgebkörberl) in den Barren geschüttet. Diese Arbeit nannte man „fürgeben“. Das Wasser musste mit einer Pumpe, die sich im Vorhaus befand, in den Stall in einen Steingrander mit der Hand gepumpt werden. Man pumpte für eine Mahlzeit ungefähr 10 Minuten. Roggen wurde auf dem Kachelofen gekocht (Körnerkrug), er diente als Kraftfutter. Da sich in den wenigsten Häusern eine Schrotmühle befand, war das die einzige Möglichkeit den Tieren Kraftfutter zu verabreichen. Streu wurde mit einem Gerät (Strohgoas) kurzgeschnitten und mit einem Korb (Schwing) zu den Tieren getragen.

Der Mist wurde auf ein Holzgerät (Mistkraxen) mit der Gabel gestapelt und von zwei Personen in den Hof auf den Misthaufen getragen, wo er später wieder händisch auf den Mistwagen gestapelt und auf das Feld gefahren wurde.

Milch wurde mit der Hand gemolken und warm geschleudert (separiert). Es entstand dadurch Rahm und Magermilch. Aus Rahm wurde Butter und aus Magermilch Topfen erzeugt, aus Topfen wurde auch der Ziegerlkäse gemacht, der im Sommer oft etwas gerochen hat.

Da Vater oft krank war, musste ich im Sommer oft um drei Uhr morgens aus dem Bett um die Pferde zu füttern, denn sie brauchten länger zum Fressen als die Ochsen. In der Schule machte sich dann der Schlafmangel bemerkbar, da ich während des Unterrichtes öfters einschlief und der Lernerfolg ließ zu wünschen übrig.

Kerschbaum
1950-1959
Verfasser

Karl Leitner (1941-2020), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

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