Seifen machen

Seifen machen.

Gang und gäbe war früher das Seifenmachen. Dazu nahm die Bäuerin ca. 5 Liter Wasser, Darmfett, Darmstücke und einen Laugenstein (den kaufte sie in der Apotheke). Statt des Laugensteines mischten viele Leute die "Natroletten" dazu. Diese wurden vielfach aus Kaplitz geholt. Schließlich mengte die Bäuerin noch geriebenes Kolophoniumpech bei. Alles zusammen kam in ein großes "Häfen" und wurde auf den Herd gestellt. Wenn der Inhalt zu kochen begann, musste die Bäuerin immer umrühren - drei volle Stunden lang. Dabei musste sie auch noch achtgeben, dass nicht zu heiß gekocht wurde, sonst ging das "Häfen" über. In eine große "Rein" wurde die noch flüssige Seifenmasse gegossen und kaltgestellt. Vor dem Hartwerden wurde sie in Würfel geschnitten. Die obere Schicht war die bessere Seife, sie wurde zum Wäschewaschen verwendet. Unten befand sich die sogenannte "Schmierseife", welche beim Bodenaufwischen Verwendung fand. Die vom Darmfett und den Darmstücken hergestellte Seife war auch ein sehr gutes Heilmittel gegen die "Klift" (Hautrisse).

Die Seifenherstellung war oft von Haus zu Haus verschieden. Hier noch weitere Rezepte, die auch ihre Verwendung fanden.

Nr. 1: (aus einem alten Kochbuch)
Zutaten: 6 Liter Regenwasser, 1 1/2 kg Kernfett (Insli), 30 dag Laugenstein, 8 dag Kolophonium (Harz), 3 Eßlöffel Salmiak, 3 Löffel Terpentinöl.
Zubereitung: Alles zusammen langsam 4 Stunden kochen lassen, öfters umrühren!

Nr. 2: (aus einem alten Kochbuch)
Zutaten: 2 1/2 Liter Regenwasser, 11/2 kg Fett, 35 dag Laugenstein, 10 dag Kolophonium, 10 dag Terpentinöl, 5 dag Pottasche, 10 dag Salz.
Zubereitung: 1 1/2 Stunden gut kochen lassen, in eine Pfanne gießen und gut erkaltet schneiden.

Nr. 3: (Hausrezept)
Zutaten: 2 kg Fett (kann Gedärmefett sein), 5 Liter Wasser, 12 dag Saupech oder halb Waldpech, 40 dag Laugenstein.
Zubereitung: Wasser zum Kochen bringen, Laugenstein langsam einrühren, Fett dazugeben. Aufpassen, da es recht schäumt! Das Pech zum Schluss einrühren. Rühren, bis die Flüssigkeit dicklich wird, damit es nicht anbrennt.

Nach einem Gespräch des Artikelautors Stefan Eder mit Maximilian Leitner (geb. 1908, ehemals wohnhaft in Summerau 122) und den Familien Brandstetter aus Vierzehn.
Erstmals veröffentlicht in dem Buch „Der Freiwald – Dorferinnerungen“ vom Arbeitskreis Geschichte und Kultur im Freiwald, erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz, 3970 Weitra.

Vierzehn
1950
Verfasser

Stefan Eder (geb. 1955), Vierzehn 27, 4240 Freistadt

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