Schneereiche Winter und Schneeräumung früher

Schneereiche Winter und Schneeräumung früher.

Bis in die 1950er Jahre gab es in unserer Gegend in den Wintermonaten sehr viel Schnee und Temperaturen um die 20° minus. Im Winter 1928/29 hatte es längere Zeit bis zu 30° minus, weswegen auch die Schule für einige Wochen geschlossen wurde. Schneepflüge gab es zu dieser Zeit noch nicht. So musste mein Vater, der von 1918 bis in die 1950er Jahre in Rainbach Straßenwärter war, wenn die Straße stark verweht war, Leute zusammentrommeln, die die Straße wieder freischaufelten. Und alle, die irgendwie Zeit hatten, gingen gerne zum Schneeschaufeln, nicht zuletzt wegen des kleinen Zusatzverdienstes im Winter. 70 Groschen pro Stunde für die Männer und 65 Groschen für die Frauen wurden für die harte Arbeit ausbezahlt.

Und oft war es so - wenn die Schneeschaufler an einem Ende fertig waren, mussten sie am anderen Ende wieder anfangen, da wieder alles verschneit und zugeweht war. Die Strecke Rainbach bis zum "Zigeunerat" (von Rainbach bis Kerschbaum und dann noch ein Stück Richtung Leopoldschlag), für die mein Vater verantwortlich war, hatte einige Stellen, die oft nicht befahrbar waren. Wenn z. B. von einem Verstorbenen aus Deutsch-Hörschlag ein Begräbnis war, mussten manchmal der Tote auf einem Fuhrschlitten vorbei am "Weidinger Häusl" transportiert werden, da der übliche Weg in der sogenannten "Haselgasse" total verweht war.

Autos fuhren damals sehr wenige - das Postauto, manchmal ein Lastauto und selten ein Reklameauto. Wenn es manchmal eine ganze Woche lang täglich zum Schaufeln war, änderte mein Vater die Namen der Schaufler, da sie nicht mehr als zwei Tage hintereinander ohne in die Krankenkasse einzuzahlen arbeiten durften, auch auf den Hausnamen von den Bauern. Er musste sich's halt merken.

Ende der 1930er Anfang der 1940er Jahre bekam mein Vater von der Straßenmeisterei einen hölzernen Schneepflug. Der war ein massives 2 1/2 Meter breites Dreieck. Auf den Boden wurde ein schwerer Stein gelegt, sonst wäre ja der Pflug über den Schnee gerutscht. Den Schneepflug konnten nur zwei starke Pferde ziehen - entweder die vom Maurerwirt oder die vom Blumauer. Nebenbei mussten die Leute natürlich auch noch schaufeln. Schneewände entlang des Straßenrandes bis zu zwei Meter und darüber waren keine Seltenheit.

Rainbach i. M.
1930-1939
Fotos
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Schneeschaufler im Winter 1941/42 - Bildleihgeber: Josef Stumbauer, Summerauer Straße 30, 4261 Rainbach i. M.
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vorne links die Autorin Maria Reisinger, rechts vorne ihr Vater Straßenwärter Weidinger - Bildleihgeber: Zeindlinger, Pfarrfeld 6, 4261 Rainbach i. M
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Straßenwärterhaus (damals "Weidinger-Häusl" genannt, ehemaliges Wächterhäuschen der Pferdeeisenbahn) um 1930 - Bildleihgeber: Pferdeeisenbahnarchiv Kerschbaum
Verfasser

Aus Aufzeichnungen von Maria Reisinger (1918-2001), ehemals wohnhaft in der Summerauer Str. 32, 4261 Rainbach i. M.

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