Heuer (2025) - Hundert Jahre Franziskanerinnen in Rainbach

Heuer (2025) - Hundert Jahre Franziskanerinnen in Rainbach.

Die Geschichte des Heimes und der Schwestern von Rainbach reicht bis 1862 zurück. In diesem Jahr begann die Bauerntochter Maria Blöchl zusammen mit den zwei Bäckerstöchtern Kolbinger aus Reichenthal in Rainbach mit „praktischer Nächstenliebe“ im Geiste des Evangeliums. Die „Bäckerschwestern“, wie sie im Volksmunde genannt wurden, mieteten zunächst das Mesnerhaus im Ortszentrum. Wenige Jahre später erwarb der Bruder der Geschwister für die drei das damals käufliche Bäcker- und Gastwirtshaus in Rainbach 33 (ehemaliges Altersheim). Hier errichteten sie ein Asyl für Arme und Alte. Die Kosten dafür brachten sie durch den Betrieb einer eigenen Bäckerei auf. Der Linzer Bischof Müller verlieh ihnen den Titel „Genossenschaft der christlichen Nächstenliebe“. 1909 errichteten sie in Rainbach auch eine Kinderbewahranstalt. Bis 1924 waren insgesamt 56 Frauen tätig. 1925 schlossen sich auf Anraten des damaligen Bischofs die noch 12 lebenden Frauen dieser Gemeinschaft, in Rainbach „Bäckerschwestern“ genannt, dem „Orden der armen Schulschwestern“ an. Von dieser Zeit an gehörten sie und die Gebäude zum Orden in Vöcklabruck. Im Rainbacher Heim wurden damals hauptsächlich ältere Knechte und Mägde, die als „Einleger“ von Bauernhaus zu Bauernhaus ziehen mussten, sowie behinderte Menschen betreut. Auf alten Fotos kann man die Hausaufschrift „Kloster und Asyl“ lesen. Später wurde diese Aufschrift auf „Altersheim“ geändert.

Im Folgenden wird die Zeit des „Altersheimes Rainbach“, das von der Bevölkerung noch immer „Kloster“ genannt wurde, geschildert, nachdem Sr. Sebalda Schopf 1986 die Leitung übernahm. Vorher war Schwester Ansgar Putschögl Jahrzehnte lang als Hausoberin tätig. Sr. Sebalda war vorher im Altenheim Peuerbach und St. Klara in Vöcklabruck beschäftigt. In den Jahren 1983-85 besuchte sie eine der ersten Ausbildungsmöglichkeiten in OÖ, die Caritasschule für Altenbetreuung in Linz. Von 1995-98 absolvierte sie die Heimleiterausbildung beim Land OÖ. Als sie 1986 nach Rainbach kam, traf sie hier eine kleine Gemeinschaft: sechs geistliche Schwestern und sechs weltliche Mitarbeiterinnen. In der Wäscherei und in der Küche waren je zwei Personen beschäftigt. Sr. Sebalda kümmerte sich nach der Übernahme der Leitung darum, dass der Personalstand allmählich aufgestockt wurde. Vorher waren die Schwestern häufig Tag und Nacht im Einsatz. Beim weltlichen Personal gab es schon eine Arbeitszeiteinteilung, die jedoch nicht immer genau eingehalten werden konnte.

Damals erledigte jede Mitarbeiterin neben der Pflegetätigkeit auch verschiedenste andere Arbeiten: am Morgen die Pflege, wo einige Frühaufsteher bereits schon vor dem Bad warteten (Beginn war in der Anfangszeit um halb sechs Uhr und später halb sieben), Frühstück und Mittagessen servieren, vormittags Zimmer reinigen. Am Nachmittag hatten die Mitarbeiterinnen einige Stunden frei. Zum Abenddienst, der um 18:00 Uhr zu Ende war, kamen sie wieder. Der Nachtdienst begann um 20:30 Uhr, in der Zwischenzeit kümmerten sich die geistlichen Schwestern um die Bewohner. Im 2. Stock waren hauptsächlich bettlägerige Bewohner/innen, die im Zimmer hinter Sichtschutzwänden gewaschen wurden. Einmal in der Woche gab es einen Badetag. Im 1. und im 2. Stock befand sich je ein Bad mit einer freistehenden Badewanne. Die Bewohner/innen mussten hinein- und herausgehoben werden, was meist sehr anstrengend war. Eine Mitarbeiterin der Wäscherei musste dabei stets mithelfen. Ein Badelifter war zwar vorhanden, dieser wurde aber wegen umständlicher Handhabung sehr selten benützt.

Das Essen bekamen die Bewohner des 1. Stockes in einem eigenen Speiseraum. Den Bewohnern des 2. Stockes wurde es ins Zimmer gebracht. In der Nacht hatte eine Mitarbeiterin oder eine Schwester Bereitschaft. Dabei schliefen sie auf einem Klappbett in der Teeküche. Wenn jemand läutete, schrillte eine Glocke besonders laut, dass sie nicht überhört werden konnte. Es wurde auch dreistündlich in den Zimmern Nachschau gehalten. Tee wurde Tag und Nacht angeboten.

Rudlstorfer Burgi war die erste weltliche Mitarbeiterin, die eine Ausbildung zur Stationsgehilfin hatte, als sie 1990 im Rainbacher Altenheim begann. Schwester Sebalda drängte jedoch auch die anderen Mitarbeiterinnen, eine Ausbildung zu machen. Diese waren vorerst der Meinung, dass sie ihre Arbeit auch recht gut ohne Ausbildung erledigten. Nachdem sie sich doch dazu überreden ließen, und die ersten Anfang der 1990er Jahre ihre Ausbildung begannen, sahen sie ein, dass man doch viel Wichtiges noch dazu lernte.

Früher musste nichts dokumentiert werden. Durch die Ausbildung wurde der Wert der Dokumentation erkannt, die zu Beginn die Medikamentenaufzeichnung und besondere Vorkommnisse umfasste. Die ungefähr 60 zu betreuenden Personen waren hier in Rainbach gegenüber den Bewohnern in städtischen Heimen (wie z. B. in Vöcklabruck) großteils recht genügsam und hilfsbereit. Die Heimsituation war sehr familiär. Die Gänge waren breit und groß. Hier saßen die Bewohner/innen beisammen und unterhielten sich gemütlich. Es kannte jeder den anderen. Im Sommer wurden sie auch auf die Terrasse oder in den Garten gebracht, wo es auch Hasen und Katzen gab.

Den Bewohnern standen Zimmer mit zwei bis sechs Betten zur Verfügung. Im neuen Zubau in den 1970er Jahren gab es auch Einzelzimmer. In dringenden Fällen kam es vor, dass vorübergehend in einem Zimmer ein Bett eingeschoben wurde und der Platz dadurch beengt war. In den Mehrbettzimmern unterhielt man sich viel. Natürlich war man auch manchmal nicht einer Meinung, darum gab es auch den einen oder anderen Streit. Wenn jemand von den Zimmerbewohner/innen Besuch bekam, hörten die anderen auch mit und erfuhren wieder etwas Neues. Es war einfach kurzweilig.

Jeder Bewohner hatte ein Nachtkästchen mit einem integrierten Tischchen zum Ausklappen. In den Zimmern befand sich ein Waschbecken. Die WCs waren auf den Gängen, je drei in einem Stockwerk. Es gab in jedem Stock einen Männertrakt und einen Frauentrakt. Die Anzahl der männlichen Bewohner war immer geringer. Diese hatten ein eigenes WC und einen Männertagesraum, wo sie auch ihre Mahlzeiten einnahmen. Für die Bewohner wurden zuerst noch Stoffwindeln und später Wickelfolien verwendet. Erst in den 1990er Jahren waren die Wegwerfeinlagen im Einsatz. Bei den Bewohnerbehandlungen Handschuhe zu tragen war nicht üblich, nur in ganz besonderen Fällen. Da man auch zu dieser Zeit schon auf die Lagerung der Heimbewohner/innen besonders achtete, gab es bereits damals wenig offene Wunden (Dekubitus).

Die Küche war im Erdgeschoß. Rechts vom Eingang war das Refektorium, der Speiseraum der Schwestern, links das Büro. Hier wurden auch einige Zeit die verstorbenen Bewohner aufgebahrt, später im Karner neben der Pfarrkirche. Die Klausur, der Wohnbereich der Schwestern, war im zweiten Stock des Neubaues. Im ersten Stock waren Zimmer für die weltlichen Mitarbeiterinnen. Da diese dann mit der Zeit nicht mehr in Anspruch genommen wurden, brachte man auch hier Heimbewohner unter.

Im ersten Stock des Altbaues war eine Kapelle, in der jeden Mittwoch mit den Bewohner/innen eine Messe gefeiert wurde. Außerdem gab es hier Kommunionfeiern, Herbergbeten und das Beten des Rosenkranzes.

Einige Bewohner/innen halfen im Heim mit. Sie gaben den Bettlägrigen das Essen ein, schälten Kartoffeln, wuschen und trockneten das Geschirr ab, trugen die Wäschekörbe, spannten die Wäscheleinen oder holten Holz für den Küchenherd des Heimes vom 200 m entfernten Meierhof neben der Straße nach Summerau. Die Räume des Hauses wurden von einer Zentralheizung mit Ölkessel beheizt. Auch leichtere Arbeiten im Meierhof verrichteten Bewohner/innen. Drei von ihnen schliefen sogar dort. Das Altersheim hatte nämlich einen eigenen Bauernhof, von dem es die meisten benötigten Lebensmittel bezog. Am Bauernhof gab es Kühe, Kälbermast, Schweine, Hühner und einen großen Gemüsegarten, der von einer Schwester betreut wurde. Das Essen für die auf dem Hof arbeitenden Personen wurde vom Altersheim geliefert, auch deren Wäsche wurde im Heim gewaschen. In der Wäscherei gab es eine große und eine kleine Waschmaschine und einen großen Trockner. Der Großteil der Wäsche wurde jedoch im Sommer vor dem Haus auf den Wäscheleinen und im Winter auf dem Dachboden auf Stangen oder im Keller in einem Raum neben dem Heizraum aufgehängt. Schwester Ansgar stand meist schon sehr früh auf und weichte die Wäsche ein. So konnte die Wäscherin Franzi immer gleich mit dem Waschen anfangen.

Eine Überprüfung vom Land im Jahr 1992 stellte fest, dass in Rainbach die Altenbetreuung nicht mehr zeitgemäß wäre und dass das Heim geschlossen werden sollte. Ein Zeitungsartikel schrieb gleich von einer menschenunwürdigen Unterbringung von alten Leuten, was von den Heimbewohnern/innen so nicht empfunden wurde. Dieser Artikel war Anlass, dass der Orden sich entschloss, das Heim zu schließen und von Rainbach wegzugehen. Intensive Bemühungen der Bevölkerung aus Pfarre und Gemeinde machten dem Orden klar, dass Rainbach den Orden und das Altenheim nicht verlieren will. Vorsprachen bei Politikern und beim Orden bewirkten, dass sich der Orden für einen Neubau mit Baubeginn 1993 entschloss. Am 18. März 1995 wurden die Bewohner des Altenheimes in das neuen Seniorenheim St. Elisabeth, Summerauer Straße 9, übersiedelt. Der Name „St. Elisabeth“ wurde gewählt, weil den drei Gründerinnen des ehemaligen Heimes die Hilflosen und Bedürftigen wie der Heiligen Elisabeth ein besonderes Anliegen waren.

Das alte Gebäude samt Grundstück, auf dem es stand, wurde verkauft. Heute steht an dieser Stelle der „Nah- und Frisch Markt Greul“. Der Meierhof wurde 2003 von der Gemeinde gekauft und abgerissen. Das Grundstück wurde für den Bau eines Hauses mit neun betreubaren Wohnungen und zur Erweiterung des Kindergartens verwendet.

(Nach einem Interview mit Schwestern und Bediensteten, die im ehemaligen Altersheim gearbeitet haben:
Sr. Sebalda Schopf (ab August 1986), Andrea Stöglehner (ab 15. April 1987), Sr. Edith Amesberger (ab 27. April 1987), Burgi Rudlstorfer (ab 1990), Rudolf Pammer (ab Juni 1979 auf dem Meierhof als Wirtschafter), Pachlatko Angela (ab 1981 als „Großknecht“ auf dem Meierhof)

Aus dem Buch "Vom Gleisdreieck bis zur Dorfglocke", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde findet.
Hier findet man eine Auflistung der Beiträge dieses Buches >

Rainbach i. M.
früher
Fotos
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Kloster und Asyl um 1920 - Teil einer dreiteiligen Ansichtskarte (Boyer, Linz)
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Den Bewohnern standen Zimmer mit zwei bis sechs Betten zur Verfügung. In diesen Mehrbettzimmern unterhielt man sich viel. Bildleihgeber: Zeindlinger, Pfarrfeld 6, 4261 Rainbach i. M.
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Im neuen Zubau in den 1970er Jahren gab es auch schon einige Einzelzimmer. Im Sommer wurden die HeimbewohnerInnen auch auf die Terrasse oder in den Garten gebracht, wo es auch Hasen und Katzen gab. - Bildleihgeber: Senioren- und Pflegeheim St. Elisabeth - Rainbach i. M.
Verfasser

Zusammengestellt und verfasst von Helmut Knogler, Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.

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