1996 wurde in Rainbach das Wäschepflege - Museum eröffnet

1996 wurde in Rainbach das Wäschepflege - Museum eröffnet.

Im „Weinhäusl“ (Rainbach, Prager Straße 2) war von 1996 bis 2008 ein Museum über die Geschichte des Wäschewaschens. Ein eigenes Museum, das sich ganz und gar der Wäschepflege von einst und heute widmete, war wohl in Österreich einzigartig. Entstanden ist das originelle Museum aus einem Witz. 1990 in einer Runde von Heimatforschern, von denen gleich mehrere ein Museum planten, wollte ich, Helmut Knogler, nicht, dass unsere Gemeinde schlechter dastände und kündigte an, auch ein Museum, nämlich übers Wäschewaschen zu gründen. Ich meinte dies nicht ganz ernst, bis mir 14 Tage später ein Buch „Über die Reinlichkeit“ in die Hände fiel. Ich entdeckte beim Lesen, dass ich in ein hochinteressantes Gebiet hineingetappt war. Keine Waschküche und kein Flohmarkt waren seither vor mir sicher. Etwa sechs Jahre dauerte es schließlich, bis ich rund 250 Ausstellungsstücke beisammen hatte. Sie stammten vorwiegend aus der Region Oberösterreich. Die fachlichen Informationen über die Entwicklung der Wäschereinigung holte ich mir über Kontakte zu Museen und Fachleuten im In- und Ausland sowie aus Fachbüchern.

Unterstützt wurde ich vor allem vom damaligen Bürgermeister Franz Schimpl, unter dessen Amtsführung 1993 das „Weinhäusl“ von der Gemeinde angekauft wurde. Das Museum sollte in diesem Haus untergebracht werden, das im vorigen Jahrhundert dem reichsten Bürger des Ortes Mathias Ferster gehörte. Das Gebäude wurde mit finanzieller Unterstützung des Landes und des Bundes für insgesamt 2,2 Millionen Schilling wieder instandgesetzt. Es wurde vom eigens dafür gegründeten Museumsverein zusammen mit der Marktgemeinde restauriert. Bereits im Herbst 1995 wurden bedeutende Fortschritte bei der Renovierung des Gebäudes gemacht. Weil WC-Anlagen vorgeschrieben wurden, mussten ein Kanal und eine Wasserleitung zum Haus verlegt werden. Für den Strom- und Telefonanschluss des Hauses kamen Leerrohre in den Boden. Da das Gebäude Sprünge aufwies, war es notwendig, eine Trockenlegung der Fundamente und eine Fundamentsanierung mit Stahlbeton durchzuführen. Bei zwei Arbeitseinsätzen von Freiwilligen des Vereines zur Förderung des Museums und von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Rainbach i. M. wurde der Dachboden entrümpelt, die Lehmziegel vom Dachboden entfernt und der Putz in den Räumen heruntergeschlagen. Der Kamin und ein Großteil der Zwischenmauern wurden abgetragen, da diese nur aus ungebrannten Lehmziegeln gemauert waren. Fenster, die beim Pferdebahnhof Kerschbaum ausgebaut wurden, renovierte Vereinsmitglied Johann Rudlstorfer in vielen Arbeitsstunden. Sie wurden im Frühjahr beim Weinhäusl eingebaut. Ebenfalls wurde der Außenputz saniert. Das Dach war nun wieder dicht, weil es umgedeckt und auf der Nordseite neu eingedeckt wurde. Die Dachrinnen wurden auch erneuert. Im Frühjahr 1996 ersetzte man die Dübbeltramdecken durch Betondecken, verputzte die Innenräume neu und legte den Boden mit alten Ziegeln aus.

Das „Weinhäusl“, eines der letzten Rainbacher Gebäude mit architektonischer Ausstrahlung, wurde dank der Initiative des Vereines zur Förderung des Wäschepflegemuseums vor dem Verfall gerettet. Diese Leistung hat auch das Bundesdenkmalamt gewürdigt. Dem Verein wurde das Diplom für Verdienste um den Denkmalschutz verliehen. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Verein, dem Bundesdenkmalamt und der tatkräftigen Mithilfe über hundert freiwilliger Helfer konnte diese große Aufgabe bewältigt werden. Besonders Rainbachs ehemaliger Vizebürgermeister Josef Zeindlhofer und der Bauberater Ing. Franz Bauernfeind haben großes Einfühlungsvermögen bei den Planungsarbeiten für dieses Projekt bewiesen.

Nachdem nun auch die Ausstellung gestaltet war, wurde das Museum am 1. Mai 1996 durch Landtagsabgeordnete Elisabeth Freundlinger eröffnet. Es war ein Fest, bei dem als Wäschermädel verkleidete Frauen einer großen Anzahl von GemeindebewohnerInnen und Gästen einen Reigentanz vorführten und eine Dixiland-Band auf und mit Waschgeräten Musik machte (Musiker der Musikkapelle Rainbach). Eine Wäscheleine mit aufgehängter Wäsche vom Ortsanfang bis zum Ortsende entlang der Bundesstraße und eine von Fritz Blöchl angefertigte 2,30 m große hölzerne Wäscheklammer neben der Bundesstraße sollten auf das Museum und dieses besondere Ereignis aufmerksam machen.

Ich war zwar Erfinder und Leiter des Museums, aber „ohne Frauen wär´ ich nichts gewesen“, gebe ich offen zu. Ich meine damit nicht in erster Linie die BesucherInnen, die vorwiegend Frauen waren, sondern die 17 ehrenamtlichen Helferinnen, welche die Museumsführung machten. Den einzigen Mann außer mir in unserem Museumsteam, nämlich Ignaz Kralik, möchte ich unbedingt erwähnen, weil er nicht nur durch die Ausstellung führte, sondern zusammen mit meinem Vater eine große Anzahl von Exponaten und Waschmaschinen restaurierte und immer wieder kleinere Reparaturen durchführte.

Auch internationale Reisegruppen konnten sachkundig betreut werden. Auf Wunsch gab es Führungen in englischer, italienischer oder tschechischer Sprache. Während einer sachkundigen Führung konnte man auch schmunzeln, welche Irrwege der menschliche Erfindergeist gegangen war. Der Uninformierte wäre wohl ziemlich ratlos vor Fässern, Trögen und anderen undefinierbaren Geräten gestanden. Viele Ausstellungsstücke erkannten die BesucherInnen mühelos als Arbeitsgerät ihrer Mütter und Großmütter oder erzählten, wie sie sich selbst noch damit abgemüht hatten. Unser Führungsteam erzählte den BesucherInnen Interessantes und Kurioses über die Wäschepflege in einer einstündigen Führung .

Nach zwölf Jahren und ungefähr 30 000 Besuchern insgesamt schloss das Museum mit Ende September 2007 seine Pforten. Gründe dafür waren ein Besucherrückgang in den letzten Jahren und dass immer weniger Ehrenamtliche für eine Führung zur Verfügung standen. Das Museum war sicherlich etwas Besonderes, das Rainbach zu bieten hatte. Es gebührt allen, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben, großes Lob, besonders aber den Personen, die ehrenamtlich die vielen Führungen machten.

Hier können Sie nochmals einen Blick ins ehemalige Museum werfen und Kommentare dazu lesen - Hier anklicken!

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Die einzigartige Sammlung ist nicht verloren, sondern sie ist seit 2017 in Schönbach in Niederösterreich wieder zu besichtigen.
Hier gibt es Infos über das Wäschepflegemuseum in Schönbach im Internet!

Rainbach i. M.
1990-1999
Fotos
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Landtagsabgeordnete Elisabeth Freundlinger (rechts) eröffnete das Museum. Bürgermeister Franz Schimpl (links) und Museumsleiter Helmut Knogler (Bildmitte) freuten sich, dass das Museum fertig war.
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Als Wäschermädel verkleidete Frauen führten vor einer großen Anzahl von GemeindebewohnerInnen und Gästen einen Reigentanz vor.
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Musiker einer Dixiland-Band (Mitglieder der Musikkapelle Rainbach), die zum Teil mit Waschgeräten Musik machten, begleiteten die schon neugierigen Besucher musikalisch in die Ausstellungsräume.
Verfasser

Helmut Knogler, Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.

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