Heuen

Heuen.

Ich erinnere mich noch, wie wir im Sommer in aller Frühe mit der Sense Gras gemäht haben. Vater weckte uns um zirka 3 Uhr morgens auf. Dann wurde ohne zu frühstücken bis 8 Uhr gemäht. Wenn man bedenkt, dass ich dazumal erst 13-14 Jahre alt war, war das für mich eine Schwerarbeit. Mutter und einige Geschwister blieben zu Hause. Sie mussten die Tiere füttern. Mutter kochte die „saure Suppe“, das war eine Suppe aus Buttermilch und Mehl, die sie mit einem Suppenkorb, der aus Weidenruten geflochten war, auf dem Kopf zu uns auf die Wiese trug. Auf der Wiese aßen alle aus einer einzigen großen Schüssel, in der sich „Brocker“(Brotstückerl) und die Suppe befanden. Da wir um diese Zeit schon großen Hunger hatten, schmeckte dieses Frühstück sehr gut. Anschließend wurde die Arbeit auf den Wiesen fortgesetzt.

Die „Mahden“ (das gemähte Gras) wurden zerstreut. Dann begann man mit dem Schober zerstreuen. Schober waren kleine Heuhaufen, die am Vortage gemacht wurden, damit das Heu durch den Tau nicht durchnässt wurde. Später wurde mit dem Handrechen öfters das Heu gewendet, bis es zum Einbringen trocken genug war. Es wurden große Heuhaufen zusammen gegabelt und sauber nachgerecht. Wenn Zeit war, wurde das frisch gemähte Gras gewendet. Wenn Vater dann mit den Ochsen oder den Pferden mit drei Leiterwagen kam, wurden diese beladen. Zwei Personen befanden sich auf dem Leiterwagen. Sie legten das Heu, das ihnen von zwei anderen Personen mit einer Gabel auf den Wagen gereicht wurde, im Verbund auf den Leiterwagen („roacha und fosten“ wurden diese Tätigkeiten genannt), bis der Leiterwagen voll war. Dann wurde das „ Fachtel“ (Heufuhre) mit einem „Wischbaum“, das war ein hölzerner Rundling mit zirka 4 Meter Länge mittels eines Seiles nieder gebunden. Wir Kinder mussten bei den Tieren die Bremsen (großes Fliegen ähnliches Insekt) vertreiben, weil durch diese Blutsauger die Tiere sehr unruhig wurden und daher öfters durchgingen.

Als dann die drei Fuhren zu Hause waren, wurden die Tiere in den Stall gebracht. Die Leute machten eine Pause Es gab eine Jause. Hernach wurde das Heu abgeladen. Vater befand sich auf dem Leiterwagen. Er reichte das Heu beim „Bodentürl“ hinein, dann wurde es von drei oder vier Leuten weitergereicht bis zur Mutter, die dann das Heu am Heuboden verteilte. Da immer zu wenig Platz war, musste jedes kleine Plätzchen am Boden genutzt werden. Eine wahre Schinderei. Nach dem „Abladen“ wurde dann auf der Wiese „aufgeheut“. Das heißt, es wurden mit dem Handrechen Zeilen und daraus „Schober“ (Heuhaufen) gemacht. Die nächsten Tag wurden die Arbeiten wieder in der selben Reihenfolge gemacht, bis man mit dem Heuen fertig war.

Kerschbaum
1954
Verfasser

Karl Leitner (1941-2020), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

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