Gänse in der Stube

Gänse in der Stube.

Wir hatten auf unserem Bauernhof auch sehr viele Gänse. Wenn im Frühling die Gänsemutter (Desin) ihre Eier gelegt hatte, wurden ihr in der Stube die Eier untergelegt (angesiedelt). Das war am nordöstlichen Stubeneck. Es wurde mit einem Brett abgegrenzt. Da saß dann die Gans, bis die Gänsekücken ausfielen. Das dauerter zirka fünf Wochen. Wenn dann sonntags die Verehrer bei den Schwestern waren, rief öfters der Gänsevater (Ganesser) nach seiner Frau und den Kindern. Dann stieg die Gänsemutter aus ihrem Nest, drehte eine Runde, leerte gründlich ihre Gedärme und stieg wieder in ihr Nest. Das ging natürlich nicht ohne Schande und üblen Duft ab. Die Gänse wurden deshalb in der Stube gehalten, weil in den Stallungen Iltisse und Marder die kleinen Gänse umgebracht hätten.

Zu Weihnachten wurden dann die jungen Gänse geschlachtet, gerupft und verkauft. Von den Federn bekamen die Schwestern Tuchenten zur Ausstattung.

Kerschbaum
1948
Verfasser

Karl Leitner (1941-2020), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

Info

Falls Sie zu diesem Thema Ergänzendes erzählen wollen oder Fotos zur Verfügung stellen können, dann teilen Sie uns dies bitte schriftlich oder per E-Mail mit. Wir sind gerne bereit Ihren Beitrag oder das/die Foto/s hier zu publizieren.

Jedwede Veröffentlichung dieses Artikels, auch auszugsweise, darf nur mit Erlaubnis des Autors (der Autorin) geschehen.
Bei Verwendung der Fotos ist zu bedenken, dass diese eventuell urheberrechtlich geschützt sind.