Eisstock schießen in Summerau

Eisstock schießen in Summerau.

Dies ist die ergänzende Überarbeitung des Beitrages von Hubert Lonsing aus dem Jahr 2016.

Eisstockschießen - in Summerau eine mehr als hundert Jahre ausgeübte Freizeitbeschäftigung.

Falls noch früher in Summerau schon auf einem Teich Eisstock geschossen wurde, dann auf den „Weinzinger Gründen“ zwischen Oberort und Straße nach Rainbach. Eine Annahme, da dort laut Urmappe um 1820 der einzige nennenswerte Teich in Summerau war.

Später, nach 1900, waren nachweislich Eisbahnen im Oberort, in der Senke östlich vom „Fossenbaun“ (Oberort Nr. 35) und auf dem „Ilg-Teich“ (Unterort Nr. 30). Hier jedoch nur eine kleine Eisstockbahn, die auch von den Dorfkindern gerne genutzt wurde.

Von Mitte der 1920er Jahre bis 1970 wurde am „Pötscher Teich“, südöstlich des Bahnhofsgebäudes Summerau, Eisstock geschossen (Bild). Der Teich war bei Versuchsgrabungen nach Kohle entstanden. Diese Eisbahn hatte jedoch jahrelang noch die Einschränkung, dass im Winter hier auch die Brauerei Freistadt für die Eiskeller der Gastwirte Eis geschnitten hat. Bei Überschneidungen wurde dann auch beim Bach, westlich neben der Zufahrtsstraße zum Bahnhof Eis geschossen.

Als man den „Pötscher Teich“ im Zuge der Großdrainage 1970/71 dann endgültig auffüllte, verlagerte sich der Eisstocksport auf einen kleinen Teich beim „Ziegelofen“, nördlich des Bahnhofes (Bild). Dieser Flurname „Ziegelofen“ deshalb, weil da Anfang der 1950er Jahre ein Ziegelwerk gebrannte Mauerziegel erzeugte. Die dabei hinterlassene „Lehmgrube“ war jetzt Eisbahn. Und hier haben in den Wintermonaten die Bahnhofs- und auch die Dorfbewohner viel Stock geschossen. Dann sogar mit einer Beleuchtung der Eisbahn. Diese bezog den Strom vom nebenan stehenden Wasserpumpenhaus.

Seit 1975 wird im Dorf in der „Alten Bahn“ (Bild) – rechts, westlich vom Pferdeeisenbahn-Viadukt Eisstock geschossen. Und einige Jahre gab es parallel dazu auch links, östlich des Viaduktes, die „Hunger Stockbahn“. Da damals leider immer wieder Oberflächenwasser und Jauche auf beide Eisoberflächen rannen, wurde ein kompletter Neubau der westlichen Eisbahn angedacht. Nachdem die Freiwilligen Feuerwehr Summerau 1976 beschloss, dazu den Erdaushub zu übernehmen, gab es die Sanierung der rechten Eisbahn „Alte Bahn“. Da die Eisbahn am Anfang noch keinen eigenen Wasseranschluss hatte, musste Wasser für das Eis noch vom Landwirt Michael Traxler mit dem Güllefass zur „Alten Bahn“ gebracht werden und Teewasser nahmen die Stockschützen in Kannen von zuhause mit.

Mit dem Bau einer Veranstaltungshalle durch die FF-Summerau im Jahr 1976 ergab sich in Summerau die Möglichkeit, auch in der Übergangszeit dem Stocksport nachzugehen. Dies sollte in Folge zu einem richtigen Boom im Stockschiessen führen.

1978 wurde die „Stockschützengemeinschaft Summerau“ mit Obmann Rudolf Traxler gegründet. Mit einem Zuschuss für eine mobile Bühne und einer längeren Vorauszahlung der Jahrespacht von S 500,-- an die Feuerwehr, stand einem Stocksport in dieser Halle dann nichts mehr im Weg. Bereits 1982 konnten in der neuen „Grenzlandhalle Summerau“ die zweiten „Summerauer Ortsmeisterschaften“ für Damen und Herren veranstaltet werden. Und 1983 war auch der Beginn für das „Stockzielschiessen“ auf dem Betonboden in der Halle. Diese drei Veranstaltungen wurden dann ohne Unterbrechung bis 1992 hier durchgeführt – ab da wechselten die Ortsmeisterschaften in die neu errichtete Stockhalle in Rainbach.

Großzügige Spenden der Dorfgemeinschaft ermöglichten es der Interessensgemeinschaft der Stockschützen 1980 auch die vordere, zweite Eishütte in der „Alten Bahn“ aufzubauen.

In den 1980er Jahren kam aber auch das Aus für die zweite, die „Hunger-Stockbahn“, links von der Brücke. Aber natürlich gab und gibt es in Summerau neben der „Alten Bahn“, immer wieder kleine, private Eisbahnen, wie z.B. beim Bahnhofswirtshaus, beim „Schneiderbaun Fischteich“, in den Ortsteilen Siedlung und Mitte.

1996 wurde die Eisbahn „Alte Bahn“ mit einer Abdichtungsplane und einem Flutlicht adaptiert.

Und 2002 ergab sich mit dem Bundessieg der Feuerwehrjugend Summerau eine zusätzliche Möglichkeit für die Stockschützen. Um einen damals nennenswerten Betrag errichtete die Feuerwehr südlich der „Alten Bahn“ für die Feuerwehrjugend einen Übungsplatz mit Hütte und dann dazu auch einen Eislaufplatz. Diese Eisfläche nutzt jetzt auch die Gemeinschaft der Summerauer Stockschützen bei Meisterschaften, wenn mehrere Eisbahnen erforderlich sind.

2003 wurde Manfred Kerschbaummayr neuer Obmann der Eisschützen.

Und 2007 gab es die Investition in eine Erweiterung der bestehende Eishütte – diese ist bis heute eine bedarfsgerechte, gut beheizbare Clubunterkunft.

Seit 2016 leitet die Eisschützengemeinschaft Summerau die Obfrau Sabine Blöchl.

Da die Eisbahn „Alte Bahn“ relativ kurz ist, gibt es an beiden Enden Begrenzungslinien auf dem Eis und den Modus, dass Tauben beim Überschreiten dieser Linie wieder zurück, auf die Taubenmarkierung, gesetzt werden – Stöcke setzt man nicht wieder zurück.

Grundsätzlich sollte auf dem Eis „Alten Bahn“ mit „Birnstingel-Stöcken“ (Holzstöcke, meist aus Birnbaum) geschossen werden. Ausnahme ist die Verwendung von olympischen Stöcken. Da aber nur mit Winterplatten, wobei die einmal aufgeschraubte Startplatte nicht mehr gewechselt werden darf. Anmeldungen auf der Eisbahn erfolgen schon lange grundsätzlich Zeit durch Eintrag am Aushang bei der Eishütte und Anmeldung beim jeweiligen Obmann/Obfrau.

Die „Alten Bahn“ zählt jetzt, in den Jahren der Klimaerwärmung“, durch ihre schattige Lage zu den wettersichersten Eisstockbahnen. Auf ihr kann fast jedes Jahr, doch zumindest einige Tage, auf Eis geschossen werden. Neben den „ausgemachten Stockpartien“ wird jeden freien Tag ab 13:30 Uhr in der „Alten Bahn“ frei Eisstock geschossen und trainiert. Für Frauen ist jeder Dienstagabend reserviert.

In den letzten Jahren müssen jedoch immer mehr Stockveranstaltungen, wegen zu hoher Temperaturen, in die Stockhalle Rainbach verlegt werden.

Die Stockgemeinschaft ist aber auch an traditionellen, gesellschaftlichen Veranstaltungen in Summerau rege beteiligt, bzw. organisiert diese. Als Beispiele seien hier einige angeführt: das Petersfeuer am Feuerwehrübungsplatz, seit 2016 der Punschstand der Eisschützen beim „Hunger“, als Umzugsgruppe an den Summerauer-Faschingszügen, oder das „Kropfschnapsen“ am Faschingsamstag.

Laut Interviewpartner gäbe es viele ehrenamtliche Helfer zu erwähnen. Stellvertretend für all diese sei hier noch Herbert Fleischanderl genannt.

Neben den „üblichen“, nicht benannten, Eisstockpartien in Summerau gab es, bzw. gibt es noch 18 im Detail dokumentierte, meist wiederholt ausgetragene, Eisstockturniere. Diese werden nicht in diesem, sondern in zwei folgenden Beiträgen im Detail vorgestellt werden.

Ergänzende Überarbeitung und Niederschrift nach zwei Gesprächen mit Rudolf Traxler im Jahr 2022 und den dabei zur Verfügung gestellten, sehr detaillierten Aufzeichnungen.

Summerau
1955
Fotos
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Schon am sogenannten Pötscher Teich, etwas südöstlich vom Bahnhof gelegen, wurde Eis geschossen.
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Eisstocksport nördlich des Bahnhofes auf einen kleinen Teich beim Ziegelofen (so wird dieses Ort noch immer benannt, weil dort Anfang der 1950er Jahre in einem kleinen Werk Ziegel erzeugt wurden) - Bildleihgeber: Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
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In der Ortschaft Summerau wurde etwas später in der sogenannten „Alten Bahn“, östlich des Pferdeeisenbahnviaduktes auch Eis geschossen. Bildleihgeber: Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

2016 verfasst von Hubert Lonsing (geb.1957), Summerau Unterort 12, 4261 Rainbach i. M.
überarbeitet 2022 von Johann Lonsing - Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

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