Einpfarrung von Paßberg

Einpfarrung von Paßberg.

Unterpaßberg und Stadln waren bis 1776 der Pfarre Grünbach angeschlossen. Die jahrhundertelang stabilen Pfarrgrenzen kamen durch die Reformen Maria Theresias und ihres Sohnes Josef II. ins Wanken. Die Reformfreudigkeit, insbesondere jene des Josef II., dürfte auch den Unterpaßbergern und den 3 Bauern aus Stadln ein willkommener Anlass gewesen sein, eine Umpfarrung von Grünbach nach Rainbach zu beantragen. Auch der Pfarrer von Rainbach, Johann Georg Kirchmayr (1769 bis 1791), unterstützte das Ansinnen der Bewohner der beiden Ortschaften, würden doch bei einer Einpfarrung nach Rainbach, ihm und nicht dem Pfarrer von Grünbach die Abgaben der Bauern zufallen. (1) Zu dieser Zeit mussten z.B. der damalige Besitzer des Fürtingerhofes in Stadln an den Pfarrhof Grünbach jährlich folgende Abgaben leisten: „Ein halbes Pfund Haar (= Flachs), 2 Eyer, 10 Massel Korn, 11 Massel Hafer und in Geld, 10 Kreuzer“ (2) Am 26. September 1775 richtete Pfarrer Kirchmayr an den Bischof folgendes Schreiben: „Es sind die Häuser in dem Dorf Basberg der Pfarre Grünbach von Nr. 15 an bis Nr. 1 von meiner Pfarrkirche eine halbe und drei Viertel Stunde und fünf Viertel Stund von ihrer Pfarrkirche Grünbach ("entfernt"). Dann die Stadlhöf Nr. 62, 63, 64 und 65 *) von jenseits des Aistbaches, über welchen eine beständige Brücke unterhalten wird, von der Pfarrkirche Rainbach eine Viertel Stund, von Grünbach aber beiläufig 1 Stund entlegen.“ (3)

(* ) Als mit Patent vom 1. September 1770 die Hausnummerierung eingeführt wurde, wurden oft kleine Ortschaften mit größeren zusammengelegt. Dieses Schicksal musste auch Stadln erleiden, denn die 3 Bauernhöfe und das zwischen dem Fürtinger- und dem Hiasl-Seppnhof gelegene Inwohnerhäusl, erhielten Hausnummern von Lichtenau. Diese Regelung hielt jedoch nur 32 Jahre, denn ab 1802 wurden die Häuser von Stadln mit eigenen Hausnummern versehen. Fürtingerhof ab 1770: Lichtenau Nr. 62, ab 1802: Stadln Nr. 1, Inwohnerhäusl (gehörte zum Fürtingerhof und wurde zwischen 1890 und 1900 abgerissen) ab 1770: Lichtenau Nr. 63, ab 1802: Stadln Nr. 2, Hiasl-Seppnhof ab 1770: Lichtenau Nr. 64, ab 1802: Stadln Nr. 3 und der Löxnhof ab 1770: Lichtenau Nr. 65, ab 1802: Stadln Nr. 4 (4)

In der Beschreibung der 2 Dörfer führte besagter Pfarrer Kirchmayr noch an, „dass die Bewohner derselben außer der österlichen Beichtzeit oder anderer Verrichtungen wegen das ganze Jahr hindurch bei den Gottesdiensten in Rainbach erscheinen, die hl. Sakramente empfangen, ihre Kirchensitze haben und bei allen Andachten und Prozessionen sich einfinden, als wenn sie wirklich hieher gehörten.“ (5)

Am 20. Jänner 1776 langte folgendes bischöfliche Schreiben von Passau im Pfarrhof Rainbach ein: „ Unsere Gnade und Gruß zuvor Andächtigen, Liebgetreuen! Es ist mit gemeinsamen Einverständnis des hiesigen Ordinariates mit der k.k. Landeshauptmannschaft zu Linz für gut befunden und sohin entschlossen worden, dass die in anliegender Spezifikation Beschriebenen, bisher zur Pfarre Grünbach gehörig gewesenen Häuser und Inwohner der Ortschaften Paßberg und Lichtenau zur Erleichterung ihrer Seelenbedürfnisse in Hinkunft der Pfarre Rainbach samt den bisherigen Stolrechten zugeschrieben werden sollen, ohne dass jedoch dem Pfarr Vikar zu Grünbach für den Entgang der Stolgebühren (= Gebühren und Taxen für seelsorgliche Handlungen) einigen Ersatz verwilliget werde.
Aus Paßberg:
Nr 1 Elias Nießlmüller (Obrigkeit Reichenau)
Nr 2 Filipp Blöchl (Obrigkeit Weinberg)
Nr 3 Johann Blöchl (Obrigkeit Weinberg)
Nr 4 Innleuthäusl ad Nr. 5 (Obrigkeit Reichenau)
Nr 5 Eigentümer wie Nr. 1 (Obrigkeit Reichenau)
Nr 6 Filipp Röbl (Obrigkeit Reichenau)
Nr 7 Josef Paulwölzl (Obrigkeit Weinberg)
Nr 8 Tomas Seyrl (Obrigkeit Weinberg)
Nr 9 Hütterhäusl (Obrigkeit Reichenau)
Nr 10 Elisabet Scherbin (Obrigkeit Reichenau)
Nr 11 Johann Jagsch (Obrigkeit Weinberg)
Nr 12 Innleuthäusl ad Nr. 11 (Obrigkeit Weinberg)
Nr 13 Zacharias Weinberger (Obrigkeit Reichenau)
Nr 14 Georg Eibensteiner (Obrigkeit Weinberg)

Aus Lichtenau:
Nr 62 Leopold Blöchl (Obrigkeit Reichenau)
Nr 63 Inleuthäusl ad Nr. 62 (Obrigkeit Reichenau)
Nr 64 Josef Weissenböck (Obrigkeit Reichenau)
Nr 65 Zacharias Blöchl (Obrigkeit Reichenau)

Gereichte nun diese Umpfarrung den Bewohnern von Passberg und Stadln zum „größten Vergnügen“, so brachte sie gar kein Vergnügen den „Schulmeisterleuten“ zu Grünbach.
Selbe setzten nämlich nach Ablauf von 2 Jahren das Gerede in Umlauf, es werde diese Einpfarrung wieder rückgängig gemacht.

Im Namen der Dorfbewohner wandten sich am 3. Oktober 1777 Elias Nießlmüller, Amtsrichter zu Paßberg und Leopold Blöchl, Bauer an den Stadln in einem Memorial an Se. Hochgräflichen Gnaden, H. Grafen von Engl als Kommissarius gegen die Rückpfarrung nach Grünbach, Entfernung und Wege in Betracht ziehend und zugleich „theils weil wir wegen des ordentlichen Gottesdienstes, der anzeit zu Rainbach zur bestimmten Stunde gehalten wird, da es zu Grünbach nicht also von sich geht, auch nur alle 14 Tage oder 3 Wochen eine Predigt haben, theils weil wir zur Zeit eine entstehende Krankheit viel leichter und eher mit den hl. Sakramenten können versehen werden...“ (6)

Solche Argumente sprachen eindeutig gegen eine Rückpfarrung der 2 Ortschaften nach Grünbach. Der Widerstand des Schulmeisters von Grünbach war verständlich, starb er doch von den 3 Bauern aus Stadln zusammen um folgende Abgaben: 1½ Pfund Haar, 6 Eyer, 6 Maßel Korn, 6 Maßel Hafer in großem Maß und 25 Kreuzer. (7) Auch von den verlustig gewordenen Bauern aus Unterpaßberg hätte er wohl die dreifachen Einnahmen erhalten.

Der pfarrbewusste Seelenhirte von Rainbach hatte auch seine Sorgen und unruhige Tage wegen der Ortschaften Stiftung, Eibenstein, Vierzehn, Dreißgen und Sonnberg, die alle Abwanderungswünsche zeigten. Dies mag wohl für den Pfarrer schmerzlich gewesen sein, obwohl Vierzehn, Dreißgen und Sonnberg wieder heimkehrten. Nur die Ortschaft Stiftung mit 37 Hausnummern und das Dorf Eibenstein – dies blieb jedoch mehrere Jahre ein Zankapfel, wie zahlreiche Dokumente im Pfarrarchiv zeigen – mussten an die Pfarre Reichenthal abgetreten werden. (8)

Quellenverzeichnis: (4) Stöglehner Chronik, 2004, Seite 169, (2) (7) OÖ. Landesarchiv Linz, Altes Grundbuch der Herrschaft. Reichenau, Amt Lichtenau, Hs 87, Fol. 174
(3) (5) (6) (8) Pfarrchronik Rainbach, 1. Teil, Seite 17 ff

Paßberg
1776
Verfasser

Hans Stöglehner (geb.1939), Stadln 5
4261 Rainbach i. M. (gest.2021)

Info

Falls Sie zu diesem Thema Ergänzendes erzählen wollen oder Fotos zur Verfügung stellen können, dann teilen Sie uns dies bitte schriftlich oder per E-Mail mit. Wir sind gerne bereit Ihren Beitrag oder das/die Foto/s hier zu publizieren.

Jedwede Veröffentlichung dieses Artikels, auch auszugsweise, darf nur mit Erlaubnis des Autors (der Autorin) geschehen.
Bei Verwendung der Fotos ist zu bedenken, dass diese eventuell urheberrechtlich geschützt sind.