Geschichte des Kaufgeschäftes Greul in Rainbach

Geschichte des Kaufgeschäftes Greul in Rainbach.

Das ehemalige Gasthaus Maurerwirt (Rainbach Marktplatz 6) und das Kaufhaus Greul (Marktplatz 7) waren bis 1898 ein einziges Bauernhaus mit einer Gastwirtschaft. Am 4. November 1857 scheinen Martin und Maria Fuchs als Maurerwirtleute auf. Leider starb Martin Fuchs bereits am 13. Jänner 1858.
Das Wirtshaus kauften am 19. Juni 1868 Josef Greul und seine Frau Elisabeth, geborene Sonnleitner aus Kerschbaum, eine Schwester der Maria Fuchs.
1898 hielt der Grundbuchführer Emil Vogl die Übergabe und Teilung des Hauses an deren Söhne Josef Greul und Alois Greul fest, wobei letztgenannter nur den südöstlichen der Straße zugewandten Teil erhielt. Josef Greul betrieb ein Gasthaus im nordwestlichen der Straße zugewandten Teil und eine Landwirtschaft.
Alois Greul, der eine Tochter vom Bauernhaus „Sailer“ heiratete, eröffnete 1897 im Halbstock-Keller eine kleine Krämerei, in die man über ein paar Stufen abwärts gelangte. Da diese erste Gattin, die ihm mehrere Kinder gebar, bald verstarb, heiratete er nochmals, diesmal eine Frau aus Sonnberg („Bamberger“), mit der er einen Sohn hatte. Diese Frau betrieb, nachdem ihr Mann Alois Greul 1928 sehr früh im Alter von 54 Jahren gestorben war, zusammen mit ihrer Stieftochter Paula das Geschäft. Anfang der 1940er Jahre wurde der oberste Hausstock erhöht und das Geschäft vom Keller in das Stockwerk darüber verlegt. Damals entstand auch die breite Steintreppe, auf der man sich bei Hochzeiten, Erstkommunion und bei anderen festlichen Anlässen viele Jahre fotografieren ließ.
Alois Greul, ein Sohn aus erster Ehe, der nach dem 2. Weltkrieg lange in russischer Kriegsgefangenschaft war, übernahm von seiner Stiefmutter in den 1950er Jahren das Geschäft mit Tankstelle, die es auch schon während des 2. Weltkrieges, wahrscheinlich auch schon etwas früher gab. Er hatte in Wels die Handelsschule besucht und in Vöcklabruck Kaufmann gelernt. Alois Greul heiratete 1952 Mathilde Röbl, die vom „Weißengruber-Gut“ in Apfoltern stammte und von den „Pilgerstorfer-Bauersleuten“ angenommen worden war, da diese selber keine Kinder bekamen. Mit seiner Frau bekam er sechs Kinder, die teilweise von einer Haushaltshilfe betreut wurden, da Mathilde Greul tatkräftig im Kaufgeschäft mithalf.
Im untersten Kellergeschoss waren auch Stallräume, in denen Schweine und zeitweise Ziegen oder eine Kuh gehalten wurde. Ein Stadel für das Heu, den Leiterwagen und andere bäuerliche Geräte standen östlich des Bauernhauses Stöglehner (Scheibengasse 2). Mitte der 1950er Jahre gab man die Landwirtschaft auf. Die freigewordenen Räume im Haupthaus wurden Lagerräume. Den Stadel riss man ab und errichtete ein Haus für Wohnzwecke. Hier wohnte Barbara(Betti) Greul, eine leibliche Schwester von Alois Greul, bis in die 1970er Jahre. Sie machte viele Jahre die Buchhaltung. Erwähnenswert ist, dass sie in den 1940er Jahren selber ein kleines Geschäft im Scherbhaus an der Ecke Lichtenauer Straße hatte. Hier war bei ihr Waldetraud Dahedl Lehrmädchen. Diese heiratete Ernst Matthias und führte dann mit diesem den kleinen Krämerladen weiter.
Das Geschäft von Alois Greul, in dem es nicht nur Lebensmittel, sondern auch Textilwaren, Geschirr und etliche Sachen des täglichen Bedarfes zu kaufen gab, wurde mehrmals umgestaltet. Nachdem das Haus Ende der 1960er Jahre nochmals um einen Stock erhöht, vergrößert und modernisiert wurde, konnte auch des Warenangebot umfangreicher werden. Ebenfalls wurde die Möglichkeit der Selbstbedienung immer mehr angeboten.
Am Sonntag Vormittag hatte das Geschäft geöffnet, da viele Leute nur am Sonntag nach Rainbach kamen, weil sie den Gottesdienst besuchten. Sie kauften ein und bestellten Sachen, die ihnen dann am Donnerstag oder Freitag zugestellt wurden.
Viele junge Mädchen, vor allem Rainbacherinnen, aber auch einige junge Männer, waren hier Lehrlinge und einige Zeit angestellt. Manche von ihnen wurden bei den Greuls auch verköstigt oder wohnten unter der Woche bei Ihnen und fuhren nur am Wochenende heim.
Alois Greul ging 1977 in Pension, seine Frau führte bis 1984 das Geschäft weiter. Dieses sollte der Sohn Johannes, der die Handelsschule gemacht hatte, weiterführen. Er entschloss sich aber eine andere Berufslaufbahn einzuschlagen. Er wurde Lehrer. Darum übernahm Gertrude Mathilde Greul, die Bürokaufmann gelernt und immer im Geschäft mitgearbeitet hatte, 1984 das Geschäft.
1996 wurde die Tankstelle geschlossen, da wegen neuer Vorschriften teure Umbauarbeiten notwendig gewesen wären. Immer mehr Produkte wurden von der Kunden verlangt. Daher war es unerlässlich, diese auch anzubieten, was mehr Verkaufsfläche benötigte. Eine Erweiterung am bisherigen Standort war nicht mehr möglich. Auch durch die zunehmende Motorisierung gab es in Geschäftsnähe zu wenig Parkmöglichkeiten. Weil in Rainbach das Altenheim neu gebaut wurde, war das alte Heim mit Grund zu erwerben. Das Haus wurde 1996 von Gertrude Greul gekauft. Sie ließ es abreißen und baute hier 1997 neu. Der 1. Stock wurde nur auf Wunsch der Gemeinde – so besser für das Ortsbild, war deren Meinung – errichtet. Die Einkaufsgemeinschaft „Nah & Frisch“ der Firma Pfeiffer half bei der Planung und Gestaltung des Geschäftes. Gertrude Greul mit ihren Verkäuferinnen bemühte sich hier seit 1998, die Kundschaft mit einem reichhaltigen Angebot und einem netten Geschäftslokal zufrieden zu stellen. „Gertrude Greul legte großen Wert auf Frische, Qualität und Auswahl ihrer Waren. Im Sommer veranstaltete sie vor dem Lebensmittelmarkt ein Grillfest, zu dem jedermann eingeladen war. Als Dipl. Käse-Sommeliere organisierte sie immer wieder Käse- und Weindegustationen. Auch für ihre Mitarbeiterinnen schaffte sie Arbeitsbedingungen, die mit einem Familienleben gut zu vereinbaren waren. Mit ihrem Unternehmen unterstützte sie zahlreiche regionale Vereine und trat als Sponsor von Sportdressen für heimische Sport- und Tennisvereine auf. Im Jahr 2003 wurde der Nah & Frisch Markt Greul „Markantitio Regionalsieger“, eine eindrucksvolle Bestätigung für die Qualität des Betriebes.“ (1)
Ende Oktober 2024 ging Gertrude Mathilde Greul in die wohlverdiente Pension. Sie verpachtete das Geschäftslokal der Firma Unimarkt (vormals Pfeiffer), für die nun seither Sandra Gugerell und deren Sohn mit Angestellten zur Freude der Bevölkerung das Geschäft weiterführen.

(1) aus „Traditionelle Familienbetriebe im Bezirk Freistadt“, herausgegeben von der Wirtschaftskammer Oberösterreich – Freistadt.

Rainbach i. M.
1868
Fotos
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Greul Kaufgeschäft in den 1920er Jahren - Bildleihgeberin: Gertrude Greul, Marktplatz 7, 4261 Rainbach i. M.
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Greul Kaufgeschäft mit Tankstelle (1968) - Bildleihgeberin: Gertrude Greul, Marktplatz 7, 4261 Rainbach i. M.
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Neues Greul Nah & Frisch - Kaufgeschäft (Innenansicht - 2020er Jahre), - Bildleihgeberin: Gertrude Greul, Marktplatz 7, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Aufgeschrieben von Helmut Knogler nach Gesprächen mit Gertrude Greul, Marktplatz 7, 4261 Rainbach i. M. und Nachforschungen in Familienchroniken, Archiven und alten Zeitungen.

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