Brot backen

Brot backen.

Beim Brotbacken hat es am Vortag schon geheißen: „Holz einlegen!“ Da musste ich in den Backofen kriechen und die Holzscheiter kreuzweise zu einem Stoß legen. Am Abend hat man den großen Trog herbei getragen und mit Schaffeln auch das benötigte Mehl. Vom letzten Backen hat man in einem Häfen einen Teig aufgehoben. Darauf goss man jetzt warmes Wasser, dass er zu gären anfing. Das war das Treibmittel für den neuen Teig. Man sagte dazu „Urei“. Nachdem es abgerührt worden war, deckte man es zu und ließ es stehen. Am nächsten Tag stand man schon um vier Uhr auf oder manchmal noch früher. Jetzt musste man im Trog den Teig gut kneten bis er gut durchgearbeitet war. Den Teig für das weiße Brot richtete man in Schaffeln her, da davon weit weniger gemacht wurde. Bei dieser Arbeit kam man ganz schön ins Schwitzen. Als Belohnung hat es dann dafür zum Frühstück Kaffee gegeben. Der Teig wurde mit Bretter zugedeckt, dass er warm blieb.

In der Zwischenzeit musste die Stallarbeit erledigt werden. Nachdem man sich gewaschen hatte, wurden die Brotlaib gemacht, ungefähr 16 oder 17. Die Stubendirn formte auf dem Nudelbrett die Brotlaibe, die dann in runde Stohkörbe, die wir Kateln nannten, kamen. Der Teig darin wurde nach einiger Zeit immer höher. Im Backofen waren inzwischen die Scheiter angezündet worden. Als eine richtige Glut dann war, hat man diese heraus und mit einer langen Stange, an deren Ende ein Reisigast war, die Bodenfläche des Ofens gereinigt. Dann hat es geheißen: „Jetzt müssen wir einschießen!“ Auf eine runden Holzfläche, die am Ende einer langen Stange angebracht war, legte man dann den „aufgegangenen“ Teig eines Brotlaibs. Die weißen Brotlaibe kamen erst zum Schluss in den Ofen, weil sie nur zwei Stunden zum Backen brauchten, die schwarzen um eine Stunde länger.
Zusammengestellt und leicht umformuliert nach einem Interview mit Frau Maria Kindermann (geb. 1908) aufgenommen am 13.02.1989

Rainbach i. M.
1930
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

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