Als man Wasser schöpfen oder pumpen musste

Als man Wasser schöpfen oder pumpen musste.

Wir hatten bei unserem Haus („Bauerngruber“ in Labach 8) zwei Brunnen, einen ungefähr sechs Meter weg von der Haustüre. Dieser war bodengleich mit einem Steindeckel zugedeckt. Bei einem Schöpfloch hat man mit einem "Schoapfn" (=kleiner an einer längeren Stange befestigter Eimer) das Wasser aus dem Brunnen herausholen und anschließend in die Kübel hineinschütten müssen. Das Wasser wurde dann ins Haus getragen zum Kochen, zum Waschen, zum Wäschewaschen, zum Geschirrabwaschen, zum Bodenaufwaschen. Das Abwasser musste dann wieder hinausgetragen werden, denn man hatte keinen Ausguss. Ein besonderer Fortschritt war es schon, als mein Vater im Vorhaus einen Ausguss machte. Das war eine Öffnung im Boden, von der unterirdisch ein Rohr in den Hof führte. Für das Wasser für das Vieh hatten wir oberhalb des Stalles einen Brunnen. Das Wasser musste mittels hölzerner Pumpe (Ruadern) durch hölzerne Rohre bis in den Stall in einen Graunda (=steinerner Behälter) gepumpt werden. Da musste man alle Tage rudern (=pumpen) gehen, in der Früh, zu Mittag und am Abend. Wir Buben mussten sehr oft diese Arbeit machen, meistens zu zweit, denn einer allein wäre dazu zu schwach gewesen.

Im Winter musste man sich noch dazu den Weg zur Pumpe und bei der Pumpe ausschaufeln. Das war sehr mühselig und kalt. Da sind wir meistens bis zu einer halben Stunde beim Rudern gestanden. Wenn genug Wasser gepumpt worden war, hat dann jemand beim Fenster geklopft oder es hat uns jemand gerufen. Erst 1952 haben wir, als wir an das Stromnetz angeschlossen worden waren, eine elektrische Pumpe bekommen. Die war in der Graskammer neben dem Stall aufgestellt. Das war dann eine riesige Erleichterung.

Rainbach i. M.
1940
Verfasser

Aufgeschrieben von Helmut Knogler nach einem Interview mit Herbert Gruber (geb. 1930), Summerauer Str. 35, 4261 Rainbach i. M.

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