Zugfahrkarte Summerau - Freistadt

Zugfahrkarte Summerau - Freistadt.

Damals, im Jahr 1966, gab es für unmotorisierte SummerauerInnen und Bewohner von Zulissen und Eibenstein nur den Zug, um nach Freistadt zu kommen. Kaum jemand von den jungen Leuten besaß selber ein Fahrzeug, und wenn schon eines, dann nur ein Fahrrad oder ein Moped. So marschierte auch die junge Maria Reisinger um Viertel nach sechs in der Früh zum Bahnhof Summerau. Am Montag schon früher, denn da musste sie sich am Fahrkartenschalter noch eine Wochenkarte kaufen. Diese kostete 9,70 Schilling und war billiger als tägliche Fahrkarten. Vor dem Bahnhofsgebäude wartete dann schon eine Dampflokomotive mit einem damals üblichen, zweiachsigen, kleinen Personenwaggon. In diesen Extrazug nach Freistadt stiegen oft bis 20 Personen ein: Schüler und Schülerinnen, die in Freistadt die Hauptschule besuchten, da es in Rainbach keine gab, Berufstätige mit Arbeitsplatz in Freistadt, wie auch Maria, und ein paar weitere Personen, die in der Stadt etwas zu erledigen hatten. Dass es diese Personenzugverbindung Summerau-Freistadt gab, ist sicherlich ein Kuriosum. Pünktlich um 6:30 Uhr fuhr der Zug mit nur einem Personenzugswaggon in Summerau ab und war eine Viertelstunde später in Freistadt. Die Fahrkarten kontrollierte ein mitfahrender „ÖBB-Verschieber“, der im Anschluss am Freistädter Bahnhof mit dieser Lok immer Verschubarbeiten durchführte. Mit dem Postauto konnte man dann vom Bahnhof gleich in die Stadt fahren. Maria hatte auch dafür einen Ermäßigungsausweis. Bei der ersten Bushaltestelle am Friedhofberg stieg sie aus und war schon bei ihrem Arbeitsplatz, der Firma Mäser. Diese hatte dort einen Betrieb, in dem Bekleidung hergestellt wurde. SchülerInnen gingen den Weg vom Bahnhof zu ihrer Schule in Freistadt und oft auch wieder retour zu Fuß. Es war ja vor und nach der Schule meist genug Zeit, um diesen dreiviertelstündigen Fußmarsch zu machen. An Tagen, an denen zu wenig Zeit zwischen Unterrichtsschluss und Abfahrt des Zuges war, fuhren sie mit dem Postauto zurück zum Bahnhof Freistadt. Besucht wurde entweder die öffentliche Hauptschule, die Privatschulen Marianum und die der Schulschwestern, oder das Gymnasium. Nur in den Wintermonaten durften die SchülerInnen auch mit dem Postauto stadteinwärts fahren, denn eine ganzjährige Wochenkarte für das Busfahren wäre für die meisten Eltern damals zu teuer gewesen. Am Abend, nach der Arbeit, ging dann auch Maria zu Fuß zum Bahnhof, da der Postbus erst um 18 Uhr gefahren wäre und sie noch genug Zeit hatte. Und noch dazu sparte sie damit Geld. Einige Minuten nach sechs Uhr abends (genauer Zeitpunkt ist nicht mehr bekannt) fuhr sie mit dem Personenzug, der von Linz kam, nach Summerau, wo sie dann noch 10 Minuten nach Hause gehen musste.
Verfasst nach Aufzeichnungen, die Johann Lonsing nach einem Gespräch mit Maria Piringer aus Summerau gemacht hat.

Fotos
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Alle drei abgebildeten Sachen sind im Besitz von Maria Piringer, Summerau-Oberort, fotografiert von Johann Lonsing, Summerau Mitte, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

Info

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