Stürmische Geldforderung

Stürmische Geldforderung.

Linz. Die 63jährige, verwitwete Private Rosa Losbichler, zuständig nach Leopoldschlag, hielt sich zuletzt in Rainbach auf. Sie ist dort als boshaft und eigensinnig bekannt. Sie ist auch wegen versuchter schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung vorbestraft. Ihre verstorbene Tochter erlangte durch ihre Heirat die Zuständigkeit in der Gemeinde Rainbach. Auch der Ehe ihrer Tochter entspross auch ein Kind, das natürlich auch in dieser Gemeinde heimatberechtigt ist. Rosa Losbichler trat nun wiederholt mit Geldforderungen an die Gemeinde heran, indem sie behauptete, dass sie verschiedene Auslagen für ihr Enkelkind bestreiten musste und machte dabei die Summe von 470 Schilling namhaft. Da die Gemeinde diesen Anspruch nicht anerkannte, wurde die Frau rabiat und richtete durch die Post an den Bürgermeister ein Schreiben, worin sie ihre Forderung mit allem Nachdruck und unter Drohungen geltend machte. Sie schrieb unter anderem an Bürgermeister Simon Fleischanderl: „Sonst gehe ich her und brenn' euch das ganze Rainbach und Summerau und die ganzen Häuser nieder; entweder gebt ihr mir das Geld, die 470 Schilling, oder ohne Pardon brennen wirds.“ Der Bürgermeister, der den Brief am 30. Jänner zugestellt bekam, verständigte hievon den Gemeinderat und erstattete die Anzeige bei der Gendarmerie, die die Querulantin verhaftete. Die Briefschreiberin hatte sich demnach vor dem Schöffengerichte wegen Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit durch gefährliche Drohung zu verantworten. Die Angeklagte ist geständig, behauptet jedoch, dass die Drohung nicht ernst zu nehmen sei, da sie die Tat niemals ausgeführt hätte. Der Vorsitzende konstatiert, dass das gerichtsärztliche Gutachten die Beschuldigte als im geringen Grade schwachsinnig bezeichne. Die Angeklagte wurde unter Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechtes zu vier Monaten schweren Kerker verurteilt.

Dieser Artikel wurde im Online-Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek gefunden.
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Verfasser

Helmut Knogler hat für Sie in der Nationalbibliothek gestöbert und den Artikel im Tagblatt vom 22.2.1930 gefunden.

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