Weinhäusl

Weinhäusl.

Durch die nicht ortsübliche Architektur mit Arkaden fällt das sogenannte Weinhäusl mit der seinerzeitigen Rainbacher Hausnummer 39 (heute Prager Straße 2) auf. Es wurde 1803 vom Gastwirt Affenzeller erbaut. Der nachfolgende Besitzer war der aus Wien stammende Makler Franz Ferster, der das Traxlerhaus mit den dazugehörigen Liegenschaften kaufte. Dazu gehörte auch das Weinhäusl.

Dessen Sohn Mathias Ferster übernahm nach dem 1853 beim Großbrand von Rainbach tödlich verunglückten Vater die Hinterlassenschaft. Auch er war ein versierter Finanzmann und Gastwirt. Spekulationen vermehrten seinen Wohlstand, die ihm erlaubte, oft auf Reisen zu gehen. Er war sehr gebildet und belesen, wovon Überreste seiner reichhaltigen alle Wissensgebiete umfassende Bibliothek, die bei der Renovierung des Weinhäusels auf dem Dachboden gefunden wurden, Zeugnis geben. Vermutlich fand er an den auf seinen Reisen gesehenen Arkaden Gefallen und ließ deshalb auch das Weinhäusl, das vermutlich auch zu den abgebrannten Häusern gehörte, beim Wiederaufbau damit verzieren. Er war von 1867 bis 1885 gewählter Bürgermeister von Rainbach.

Als Privatmann setzte er mit seinem Geld auch soziale Taten. Als im Jahr 1872 der Betrieb der Pferdeeisenbahn eingestellt wurde, kaufte er das Stationsgebäude in Kerschbaum privat an und vermachte es der Gemeinde mit der Auflage, ein Versorgungshaus für die Gemeindearmen daraus zu machen. Das Weinhäusl überließ er 1888 zwei Frauen, den „Barth-Weibern“, zum Wohnen, mit der Auflage, dass sie eine Suppe kochen und an minderbemittelte Schulkinder ausgeben müssten.

Nach ihnen wohnte im Haus die Familie Gstöttenmayr und dann stand es einige Zeit leer.

1976 wurde vom Verschönerungsverein das ziemlich verfallene Weinhäusl gepachtet und in Eigenregie renoviert. Frau Wagner, die Witwe des ehemaligen Totengräbers, die aus dem Mesnerhaus in der Ortsmitte ausziehen musste, weil dieses abgerissen wurde, wohnte bis zu ihrem Tode im Jahr 1983 in diesem Gebäude.

In den Jahren 1994/95/96 wurde das „Weinhäusl“ abermals renoviert. Diesmal vom „Verein zur Förderung des Wäschepflegemuseums“ (heute Heimatverein Rainbach) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde (Hausbesitzer seit Ende 1993) und vielen freiwilligen Helfern. Das Wäschepflege-Museum wurde darin untergebracht, das es von 1996 bis Ende September 2008 gab und das in dieser Zeit über 31 000 Besucher hatte.
Hier können Sie nochmals einen Blick ins ehemalige Museum werfen und Kommentare dazu lesen - Hier anklicken!

2008 übernahm es der Verein „Herbstkunst“ (jetzt "Dorfkunst"), dessen Mitglieder Hobbykünstler sind, die hier ihre Produkte ausstellen und zum Verkauf anbieten und auch von Zeit zu Zeit Veranstaltungen und größere Ausstellungen organisieren.

Woher der Name „Weinhäusl“ kommt, ist nicht überliefert. Vielleicht kommt er vom "Wilden Wein", der sich an dem hölzernen Zubau im Süden, den es heute nicht mehr gibt, empor rankte (Ein Foto zeugt davon). Der Name kann auch aus der Zeit stammen, in der man im Keller hölzerne Fässer mit Wein lagerte, bzw. in diesem Raum mit schönem Gewölbe, welcher mit Wandbildern von Prof. Wagner aus Freistadt verschönert war, auch so manche feuchtfröhliche Runde bei Wein verbrachte.

Fotos
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Das "Weinhäusl" vor der 1976 erfolgten Renovierung durch den Verschönerungsverein - Foto: Leopold Pötscher, 4261 Rainbach i.M.
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Das "Weinhäusl" im Jahr 1998, in dem zu dieser Zeit das Wäschepflege-Museum war - Foto: Helmut Knogler, Rainbach i. M.
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Das "Weinhäusl" im Jahr 2024 - Vom Verein "Dorfkunst" mit Leben erfüllt - Foto: Helmut Knogler, Labacher Str. 9, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Helmut Knogler
Labacher Str. 9
4261 Rainbach i. M.

Info

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Bitte überlegen Sie, ob Sie nicht auch ein interessantes Gebäude oder Bauwerk wissen, das Geschichte(n) erzählt. Vielleicht ist es gar Ihr Haus, in dem Sie wohnen. Wenn ja, dann bitte per WhatsApp mit dem Obmann Johann Lonsing 068181326125 oder dem Obmann-Stellvertreter Helmut Knogler 06802167484 Kontakt aufnehmen oder diesen anrufen.