Sägespäneofen

Sägespäneofen.

Manchmal, wenn es im Winter bitterkalt war und unsere Mutter im Stall bei den Tieren dringende Arbeiten zu erledigen hatte, etwa wenn eine Geburt von einem Kälbchen bevorstand, hatte sie keine Zeit, die Stube zu heizen. Wenn ich dann nachmittags von der Schule nach Hause kam und es war in unserer Stube sehr kalt und deshalb ungemütlich, machte ich diesem Zustand bald ein Ende. Ich zog rasch meine Wochentagskleidung an, entfernte den Deckel von unserem Stopfofen, der in der Stube neben der Kammertür stand, und hob an zwei Henkeln den leeren, eisernen, runden Einsatz des Ofens, der unten ein Loch hatte, heraus. Eilig lief ich damit über den Hof in den Holzschuppen. Dort hatte Vater einen riesigen Haufen Sägespäne von der Sägemühle gelagert. Ich befüllte durch kräftiges Stopfen mit einem dickeren Holzteil den Ofeneinsatz.

Anschließend trug ich den Einsatz mit den angeschweißten beiden Henkeln über den Hof zurück in die Stube, stieg auf einen Sessel, stellte ihn in das Ofengerüst und setzte den Deckel oben wieder auf den Ofen. Vater hatte den Ofen und auch die drei Meter lange Ofenröhre, sie gab auch sehr viel Wärme ab, silbern angestrichen. Der Ofen sah wie eine Dampflok mit einem riesigen Auspuff aus. Ich schob nun ein Stück Zeitungspapier in die Öffnung unten und zündete es an. Nach einigen Minuten schloss ich das Türchen und das "Monstrum" von Ofen begann Wärme abzugeben, indem es von unten langsam vor sich hin glühte. Die gewohnten Pfauch- und Knistergeräusche verrieten mir, dass ich fest und gut gestopft hatte.

Nun konnte ich meine Hausaufgaben in wohliger Wärme verrichten. Zirka vier Stunden gab unser Ofen Wärme ab. Wir ließen ihn dann noch gut abkühlen, bis wir ihn wieder befüllen konnten. Vater hatte aber, vorausschauend, einen zweiten Einsatz geschweißt, den wir auf "Vorrat" gleich wieder im Schuppen stopfen konnten.

Teil der Erzählung „Ein „Monstrum“ mit Tücken“ aus dem Buch „Der Duft der Kindheit“ von Eleonora Traxler (Verlag Bibliothek der Provinz) ISBN 978-3-902416-33-9
Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Autorin, gebürtig aus Deutsch Hörschlag.

Hörschlag
1970
Verfasser

Eleonora Traxler, Lichtenau 19, 4264 Grünbach / Freistadt

Info

Falls Sie zu diesem Thema Ergänzendes erzählen wollen oder Fotos zur Verfügung stellen können, dann teilen Sie uns dies bitte schriftlich oder per E-Mail mit. Wir sind gerne bereit Ihren Beitrag oder das/die Foto/s hier zu publizieren.

Jedwede Veröffentlichung dieses Artikels, auch auszugsweise, darf nur mit Erlaubnis des Autors (der Autorin) geschehen.
Bei Verwendung der Fotos ist zu bedenken, dass diese eventuell urheberrechtlich geschützt sind.