Aberglaube an Hexen

Aberglaube an Hexen.

Einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung hatte in früheren Zeiten der Aberglaube an Hexen. Für jedes Unglück im Stall, im Privatleben oder bei wetterbedingten Katastrophen wurde einer Frau aus der Nachbarschaft, auf die man gerade nicht gut zu sprechen war, die Schuld gegeben. Und vielfach fiel bei diesen Anschuldigungen das Wort "Hexe"
.
Mit diesem "Makel" behaftet, machten sich die Menschen einander das Leben schwer. Wie weit solche Gehässigkeiten führten, zeigt folgende Begebenheit auf: Vor dem zweiten Weltkrieg war es. Durch die jahrelangen Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen immer mehr aufgebracht, versuchte eine Bäuerin in Vierzehn Klarheit über ihre Unglücksfälle zu bekommen. Sie ließ mehrmals einen "Brauer" kommen. Dieser kam auch jedes Mal prompt ins Haus. Er holte einen Spiegel aus seiner Rocktasche, schaute lange hinein, wiegte nachdenklich den Kopf hin und her und fing dann langsam zu reden an.
"Ja, ja, die .......bäuerin ist schuld, dass bei euch heuer schon zwei Kälber verreckt sind. Und dass bei dir die Blumen im Gartl nichts geworden sind, daran ist die .......bäuerin schuld." In dieser Tonart ging's weiter. Wie erleichtert war nun diese Frau, dass sie nun genau wusste, wer für all ihr Unglück verantwortlich war. Der "Brauer" wurde jedes Mal sehr gut bewirtet und fürstlich entlohnt. Man brauchte ja seine Bestätigung und dies nützte dieser weidlich aus.

Quelle:
Interviews mit Dorfbewohnern von Vierzehn. Die Namen der beschuldigten Frauen sind dem Autor bekannt, werden aber aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht genannt. Lediglich der Name des "Brauers" konnte nicht eruiert werden, da die Interviewten zu dieser Zeit noch Kinder waren. Der Brauer war in diesem Fall ein Hausierer, der oft in diese Gegend kam. Da er von Haus zu Haus ging, wusste er ziemlich gut über die Häuser und deren Bewohner Bescheid. So war es ihm ein Leichtes, die beschuldigten Personen gegeneinander auszuspielen. Er brachte dann natürlich seine Waren leichter an den Mann, bzw. an die Frau.

Etymologie:
Das Wort "brauen" entstammt der indogermanischen Wurzel "bhreu.." - aufwallen und erlangte seine Umbildung über althochdeutsch "briuwan", "brüwan" und mittelhochdeutsch "briuwen, brüwen". Zum Vergleich im Thrakischen "brythos" = Gerstenbier!

Anhang:
Die "Brauer" waren schon bei den Germanen Einzelpersonen, deren Geheimnisse wieder den Schülern weitergegeben wurden. Dies bezog sich nicht auf Bier und Brot-Hefe allein, sondern auch auf Heilgetränke u.ä. (Verwendung von Gewürzen und anderen Zutaten). Die Druiden im gallischen Raum stammen aus gleicher Wurzel. Diese Kunst vererbte sich bis in die Neuzeit, in bäuerlichen Gegenden wurden sie noch im vorigen Jhdt. ausgeübt (Tiroler Bergtäler, Mühlviertel, Steir. Täler, Trentino, u.ä.) Im Balkan finden sich diese Gestalten mit beherrschenden und heidnischen Zügen (Spiegelwahrsagerei, Vieherlösung, Denunziation etc.) noch heute. Die "Brauer, Bräuer" waren Einzelgänger, oft ausgelöst durch Verkrüppelung und Entstellung. Vergleiche das alte Märchen vom Rumpelstilzchen: "Heut back' ich, morgen brau' ich ...".

Beitrag und Quelle: Interviews von Stefan Eder mit 3 Frauen aus Vierzehn in den Jahren 1992 und 1993.

Etymologie und Anhang: Schriftlicher Briefverkehr zwischen Herrn Heinz Benzenstadler aus Linz und dem Autor im Jahr 1993.

Vierzehn, 17. September 2003

Vierzehn
Verfasser

Stefan Eder (geb.1955), Vierzehn 27, 4240 Freistadt

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